- Entrou
- Out 5, 2021
- Mensagens
- 58,602
- Gostos Recebidos
- 1,676
Duisburg droht ein Industrie-Debakel:
150 Millionen Euro, um ein Chemie-Werk zu begraben
Duisburg – Das Chemieunternehmen Venator Germany ist insolvent. Jetzt geht’s um 366 Jobs und ein Werk, das nach 145 Jahren bald Geschichte sein könnte. Insolvenzverwalterin Sarah Wolf versucht, es zu retten. Sollte sich kein Käufer finden, droht der Abriss. Wolf sagt: „Der Rückbau würde locker 150 Millionen Euro kosten. Das kann keine Insolvenzmasse tragen.“
In dem Fall müsste wohl die Stadt Duisburg einspringen, also die Steuerzahler. Wolf erklärt: „Viele Anlagen müssten im Falle einer Stilllegung gesichert, gereinigt und abgebaut werden.“ Auf dem Gelände mit 31 Werkstoren und 800.000 Quadratmetern Fläche stehen Chemikalien-Tanks, Reaktoren, zahllose Leitungen – ein Stadtteil voller Chemie. Dort werden Additive und Nano-Produkte hergestellt, die etwa in Farben, Kunststoffen und Sonnenschutzmitteln stecken.
Die britische Konzernmutter musste selbst Insolvenz anmelden. Danach kam kein Geld mehr nach Duisburg. Energiepreise, CO₂-Zertifikate, sinkende Nachfrage – am Ende reichte es nicht, um die Kosten zu decken. „Wir haben hier qualifizierte Mitarbeiter, ein tolles Team und super Produkte“, sagt Wolf.
Eine ganze Branche leidet
Das Venator-Schicksal droht auch vielen anderen Chemiebetrieben in Deutschland. Laut dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) fiel die Chemie-Produktion im dritten Quartal um 4,3 Prozent. Die Auslastung der Anlagen liegt bei nur noch 70 Prozent – zu wenig, um ausreichend Gewinne zu erzielen.
Wirtschaftsforscher Dr. Christian Rammer (ZEW Mannheim) sagt, die Chemie stehe „nicht vor dem Absturz, ist aber in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation“. Er nennt drei Hauptprobleme: schwache Nachfrage, hohe Energiekosten und einen kostspieligen Umbau der Branche. Die deutsche Chemie müsse sich neu aufstellen, weg von Standardprodukten hin zu Spezialchemikalien, die weltweit gefragt sind. Dafür brauchen die Fabriken neue Anlagen, Forschung und Marketing. Doch diese Investitionen sind momentan schwer zu stemmen.
Sarah Wolf hofft sehr, dass ein Investor das Werk übernimmt. „Wir haben hier 366 Menschen, die kämpfen. Wenn das hier scheitert, bleibt ein totes Gelände zurück – und ein Stück Deutschland weniger, das produziert.“
Bild Zeitung
150 Millionen Euro, um ein Chemie-Werk zu begraben
Duisburg – Das Chemieunternehmen Venator Germany ist insolvent. Jetzt geht’s um 366 Jobs und ein Werk, das nach 145 Jahren bald Geschichte sein könnte. Insolvenzverwalterin Sarah Wolf versucht, es zu retten. Sollte sich kein Käufer finden, droht der Abriss. Wolf sagt: „Der Rückbau würde locker 150 Millionen Euro kosten. Das kann keine Insolvenzmasse tragen.“
In dem Fall müsste wohl die Stadt Duisburg einspringen, also die Steuerzahler. Wolf erklärt: „Viele Anlagen müssten im Falle einer Stilllegung gesichert, gereinigt und abgebaut werden.“ Auf dem Gelände mit 31 Werkstoren und 800.000 Quadratmetern Fläche stehen Chemikalien-Tanks, Reaktoren, zahllose Leitungen – ein Stadtteil voller Chemie. Dort werden Additive und Nano-Produkte hergestellt, die etwa in Farben, Kunststoffen und Sonnenschutzmitteln stecken.
Die britische Konzernmutter musste selbst Insolvenz anmelden. Danach kam kein Geld mehr nach Duisburg. Energiepreise, CO₂-Zertifikate, sinkende Nachfrage – am Ende reichte es nicht, um die Kosten zu decken. „Wir haben hier qualifizierte Mitarbeiter, ein tolles Team und super Produkte“, sagt Wolf.
Eine ganze Branche leidet
Das Venator-Schicksal droht auch vielen anderen Chemiebetrieben in Deutschland. Laut dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) fiel die Chemie-Produktion im dritten Quartal um 4,3 Prozent. Die Auslastung der Anlagen liegt bei nur noch 70 Prozent – zu wenig, um ausreichend Gewinne zu erzielen.
Wirtschaftsforscher Dr. Christian Rammer (ZEW Mannheim) sagt, die Chemie stehe „nicht vor dem Absturz, ist aber in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation“. Er nennt drei Hauptprobleme: schwache Nachfrage, hohe Energiekosten und einen kostspieligen Umbau der Branche. Die deutsche Chemie müsse sich neu aufstellen, weg von Standardprodukten hin zu Spezialchemikalien, die weltweit gefragt sind. Dafür brauchen die Fabriken neue Anlagen, Forschung und Marketing. Doch diese Investitionen sind momentan schwer zu stemmen.
Sarah Wolf hofft sehr, dass ein Investor das Werk übernimmt. „Wir haben hier 366 Menschen, die kämpfen. Wenn das hier scheitert, bleibt ein totes Gelände zurück – und ein Stück Deutschland weniger, das produziert.“
Bild Zeitung
