Basketball / Die Multitaskerin: Kordall-Steelers-Coach Tara Booker im Porträt

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Basketball / Die Multitaskerin: Kordall-Steelers-Coach Tara Booker im Porträt

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Coach, Lehrerin und Mutter. Tara Booker trägt mehrere Hüte. Zielstrebig jongliert sie die Rollen und das Leben. Die Kordall-Steelers-Trainerin im Porträt.

Wenn Tara Booker in Stadtbredimus an der Seitenlinie steht, ist es eine Art „Mini-Comeback“. Krankheitsbedingt verpasste die 34-Jährige den Last-Second-Sieg ihrer Schützlinge gegen Gréngewald Hostert am letzten Wochenende. Für die heutige Partie gegen die Musel Pikes hat der Arzt grünes Licht gegeben, somit wird Booker bei einem „der wichtigsten Spiele der Saison“ die Geschicke vor Ort leiten können. „In der Vorbereitung haben wir mehrere Duelle als „Must-Win“ identifiziert. Dies ist eins davon“, erklärt die US-Amerikanerin. „Ich kenne Pikes-Coach Philip Dejworek von letzter Saison, als er Avanti Mondorf trainierte. Er ist ein sehr intelligenter Coach, der seine Teams immer hervorragend vorbereitet. Ihr Tabellenstand täuscht, sie sind auf jeden Fall stärker. Ich erwarte ein äußerst schwieriges Spiel.“ Mit einem Sieg würden die Kordall Steelers nicht nur ihre Bilanz auf 4:6 hochschrauben, sondern auch den Vorsprung auf die unteren Teams vergrößern. Es ist somit der Gegner, der unter mehr Druck steht. „Wir möchten uns ein wenig absetzen und wertvolle Punkte sammeln, falls wir in die Playdowns müssen.“

Tara Booker weiß, was sie will. Ein klarer Plan gehört zu ihrer Lebensmaxime. „Mein Vater, der ein sehr guter Collegespieler war und mich von klein auf trainierte, legte großen Wert darauf, Ziele zu setzen. Einmal im Jahr mussten meine Geschwister und ich unsere Ziele, und wie wir planen, aufschreiben.“ Ihr eingeschlagener Weg zur Profispielerin war demnach früh festgelegt, der Traum war die WNBA und das Talent dazu war ihr in die Wiege gelegt worden.

Coaching im Blut

An akribischer Vorbereitung oder an der Bereitschaft, hart zu arbeiten, sollte es nicht scheitern. Sechsmal die Woche 1.000 Würfe, Training mit dem älteren Bruder und dessen Mannschaft. Bei der George Washington University spielte sie dann als Freshman in der NCAA Division 1 und wurde zum Rookie of the Year ernannt. Die Zukunft war jedoch gespickt mit verletzungsbedingten Rückschlägen. „Ich bin das komplette zweite Jahr mit einer Knieverletzung ausgefallen. Mein Comeback kam dann zu früh und ich musste ein zweites Mal unter das Messer.“ An der Universität stellte sie trotzdem etliche Rekorde auf, aber der Traum der WNBA musste nach einer erneuten Operation am gleichen Knie ad acta gelegt werden.

Der Übergang in die Arbeitswelt fiel ihr zwar leicht, aber als Finanzberaterin ging es nicht lange gut. „Seit meinem 15. Lebensjahr hatte ich Jobs. Ich arbeite schon immer gerne, aber ich habe Basketball vermisst und der Computer konnte den Sport nicht ersetzen.“ Ein Anruf im November 2013 von einem Basketballagenten ebnete den Weg nach Luxemburg. Nach Spielerstationen in Telstar Hesperingen, den Melbourne Boomers in Australien und SL Benfica in Portugal kehrte sie nach Hesperingen als Trainerin der Frauenmannschaft zurück. Das Coachen liegt ihr im Blut. „Durch die Zeit mit meinem Vater habe ich früh gelernt, Basketball aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Wir haben spezifisch viel College-Basketball miteinander geschaut, weil es dort um Teamarbeit geht, nicht wie bei den Profis, die mehr auf individuelle Qualität setzen.“

Unterstützung der Familie

Nach Telstar ging es zu den Walferdinger Damen und einem erfolgreichen Jahr, das mit einer Vizemeisterschaft gekrönt wurde. In der Zwischenzeit arbeitete sie nicht nur Vollzeit bei der International School in Hollerich als Lehrerin, sondern vermeldete auch Nachwuchs. „In der Babypause habe ich einige Angebote abgelehnt, aber als Kordall mit seinem Projekt auf mich zukam, konnte ich nicht Nein sagen. So eine Chance bekommt man nicht oft.“ Zeit ist jetzt knapp, auch für eine Multitaskerin und ohne Hilfe geht es selbstverständlich nicht. Die Elternteile von Booker und Ehemann Gabor Boros unterstützen die junge Familie tatkräftig, sowie weitere Verwandte und Freunde. „Sie sind alle fantastisch. Wir würden es sonst nicht schaffen.” Vorausblickend hofft Booker Coaching hauptberuflich auszuüben. Ob das in Luxemburg möglich ist, scheint eher unwahrscheinlich, vor allem für eine Frau. Das Land verlassen ist momentan jedoch keine Option. „Wir möchten unsere Tochter hier großziehen.“

Bookers Position bei den Steelers ist einzigartig. Dass Frauen im Männerbereich als Hauptverantwortliche kaum berücksichtigt werden, ist traurig, aber wahr. Kordall ist dieses „Risiko“ eingegangen und wird dafür belohnt. Der Aufstieg in die LBBL war relativ früh unter Dach und Fach und das Erreichen der Playoffs ist keinesfalls Utopie. Letzte Saison zog der AB Contern mit acht Siegen dort ein. „Realistisch gesehen stehen wir gut da, aber als Coach ist man immer kritisch und verlangt mehr. Wenn wir in unseren Leistungen konstanter werden, ist vieles möglich.“ Neue Ziele sind gesetzt. Das nächste: ein Sieg gegen die Musel Pikes.

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