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Darts / Den Ally Pally im Fokus: So wird in Luxemburg gespielt

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Im Londoner Ally Pally steigt heute Abend das mit Spannung erwartete Finale der Dart-Weltmeisterschaft. Die alltägliche Party zum Jahreswechsel ist längst auch in den luxemburgischen Wohnzimmern angekommen. Weniger bekannt ist, dass die Kneipensportart auch hierzulande eine lange Tradition besitzt und Wettkämpfe von gleich zwei Verbänden organisiert werden.

Dies hängt damit zusammen, dass neben der klassischen Dartscheibe auch das Spiel mit den „Electronic Darts“ viele Anhänger hat. Beim Bristol Darts wird mit maximal 50 Gramm schweren „Steeldarts“ auf eine Scheibe aus gepresstem Sisal geworfen. Die Softdarts hingegen dürfen maximal 20 Gramm wiegen. Diese Pfeile verfügen über eine Kunststoffspitze und werden auf einen Dartautomaten geworfen, der die Punkte zählt. „Die meisten Vereine sind aus Freundeskreisen heraus entstanden. Die Automaten vereinfachen den Einstieg, da die Spieler die Punkte nicht selber rechnen müssen. Unser Verband zählt derzeit 30 Klubs mit 360 Lizenzierten. Insgesamt 37 Teams treten in vier Ligen gegeneinander an. Zusätzlich finden fünf Ranglistenturniere statt, wo die nationalen Titelträger im Einzel gesucht werden“, erklärt Yves Baulesch von der Elektronik Darts Federatioun Lëtzebuerg (EDFL).

„International steht Bristol Darts über dem Spiel am elektronischen Gerät, was die Popularität und die Preisgelder anbelangt. Das große Aushängeschild ist die PDC (Professional Darts Corporation). Bei unseren Turnieren werden die Startgelder integral als Preisgelder ausbezahlt. Für den Sieger springen dann maximal 200 Euro heraus“, erklärt der „Directeur sportif“ der EDFL weiter.

Seit dem Ende der Pandemie freut sich der Verband, der 2018 und 2019 seine besten Jahre hatte, über eine steigende Anzahl an Lizenzen. „Die Leute finden durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu unserem Sport, da wir in Luxemburg leider nicht die große Bühne haben, um unseren Sport zu fördern“, bedauert Baulesch. Dabei hat Luxemburg international gute Ergebnisse aufzuweisen. Bei der letzten Soft-Tip-EM, organisiert von der EDU (European Darts Union), kam Team Lëtzebuerg unter 16 Nationen auf den starken fünften Platz. Im Gegensatz zum Bristol Darts, wo die Briten die Szene zusammen mit den Niederländern dominieren, kommen die stärksten Soft-Tip-Spieler vor allem aus Deutschland und Osteuropa. Dies könnte damit zusammenhängen, dass einer der größten Automaten-Hersteller in Kroatien ansässig ist. Der Anschaffungspreis eines solchen Spielgerätes liegt bei rund 2.500 Euro“, gibt Yves Baulesch weiter zu verstehen.

Unterschiedliche Darts-Gewichte

Der Übergang von den Electronic Darts zum Bristol Darts ist fließend, wie der mehrfache Soft-Tip-Weltmeister Boris Krcmar bei der WM gezeigt hat. Erst in der dritten Runde musste der Kroate die Überlegenheit von Doppelweltmeister Gary Anderson aus Schottland anerkennen. „Die meisten Spieler hierzulande fangen mit den Electronic Darts an und wechseln dann zum Bristol Darts. Viele nehmen auch an beiden Meisterschaften teil. Abgesehen vom motorischen Ablauf, der an beiden Scheiben identisch ist, besteht die Hauptschwierigkeit darin, sich den unterschiedlichen Gewichten der Darts anzupassen“, weiß Yves Baulesch aus eigener Erfahrung.

Sonny Klein-Kemp hat beide Spielarten im Griff: „Durch meinen Mann bin ich im Jahr 1996 zum Dart-Sport gekommen und habe zunächst nur Electronic Darts gespielt. Mit beiden Nationalmannschaften nehme ich regelmäßig an internationalen Turnieren teil, wo neben dem Einzel auch Doppelwettbewerbe organisiert werden. In der Vorbereitung stehe ich zwei Stunden pro Tag an der Scheibe“, so die mehrfache Landesmeisterin.

Die klassische Dart-Variante wird von der „Fédération luxembourgeoise de darts“ (FLD) abgedeckt. Die FLD ist dem Olympischen Komitee angegliedert und Teil des internationalen Dachverbandes WDF (World Darts Federation). Der Verband zählt aktuell 263 Spieler und Spielerinnen. An der Meisterschaft nehmen 17 Vereine mit insgesamt 31 Mannschaften teil. „Durch die Übertragung der PDF-Weltmeisterschaft im Fernsehen hat der Dart-Sport in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen“, sagt FLD-Präsident Tom Becker. „Ich schätze, dass wir diesem Boom etwa 100 neue Lizenzierte zu verdanken haben. Seit einem Jahr kommen erfreulicherweise auch viele junge Spieler zu uns, sodass wir mittlerweile auch Jugendturniere organisieren können. Viele Talente haben sich zum Ziel gesetzt, irgendwann auf der Bühne des Ally Pally zu stehen.“

Das Mentale spielt eine große Rolle

„Für die talentierten Spieler ist es nicht so einfach, sich weiterzuentwickeln, da die Leistungsdichte in Luxemburg fehlt“, gibt der amtierende Landesmeister, der im kontinentalen Ranking Position 136 einnimmt, zu verstehen. „Die Spieler fahren ins Ausland, um an WDF-Open-Turnieren teilzunehmen. Dort werden auch Weltranglisten-Punkte vergeben. Leider sind die Luxembourg Open, wo bekannte Spieler wie Gabriel Clemens oder Jim Williams teilgenommen haben, der Pandemie zum Opfer gefallen. Wir hoffen, dieses Event bald wieder ins Leben rufen zu können.“ Mit bis zu 5.000 Teilnehmern sind die Dutch Open das größte Turnier weltweit“, fügt Tom Becker, der eine langjährige Erfahrung als Ally-Pally-Zuschauer hat. „Anfang Februar werden wir zu fünft in Assen am Start sein. Da im Single-K.o.-Modus gespielt wird, ist das Turnier gleich mit der ersten Niederlage vorbei. Einmal wurde ich dort 33. Das reichte jedoch nicht aus, um auf der großen Bühne, vor ein paar Tausend Zuschauern, spielen zu dürfen.“

Vor einiger Zeit sei der Verband jedes Jahr zur PDC-WM gefahren. „Die Stimmung im Ally Pally war damals schon gut. Da sehr viele Dart-Spieler im Publikum waren, war der Respekt den Spielern gegenüber damals größer.“ Doch Tom Becker bedauert auch, dass die Party jetzt das Hauptanliegen der Fans geworden sei. „Dabei kommt das sportliche Verhalten manchmal zu kurz.“

Was zeichnet denn einen guten Dart-Spieler aus? „Als Einsteiger ist es wichtig, viel zu trainieren. Wenn man besser wird, spielt das Mentale eine immer größere Rolle. Die Top-Spieler sagen alle, dass dieser Anteil 80 bis 90 Prozent ausmacht.“ Manche würden ihrem Talent jedoch allzu sehr vertrauen, wie Titelverteidiger Michael Smith, dem es diesmal offensichtlich an Training gemangelt hat, sagt Becker. „Der 16-jährige Luke Littler wurde schon sehr früh gefördert. In den dominierenden Nationen wird Darts sogar als Schulfach, zunächst in Kombination mit dem Rechnen, angeboten. Die Talente werden dann herausgefiltert und weiter unterstützt.“

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