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- Out 5, 2021
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Ein Held von damalsJean Klein: Ein Fußballer der goldenen Sechzigerjahre
Kleins Jang, alias „Speedy“: Eng séier, talentéiert riets Band, deemools déi unerkannt allerbescht(en) am Land …!
Wenn auch früher, wie manchmal behauptet wird, in Wirklichkeit nicht alles besser war als heute, so scheint dies auf verschiedenen Gebieten, und zumindest was den Luxemburger Fußball der frühen Sechzigerjahre betrifft, dennoch zu stimmen.
So bleibt vielen noch in sehr guter Erinnerung, dass die „Rout Léiwen“ damals im Europacup der Nationen bis ins Viertelfinale vorgedrungen waren, nachdem sie im Herbst 1963 die Niederlande, durch zwei Tore von Camille Dimmer, auf sensationelle Weise ausgeschaltet hatten und sich danach erst nach der dritten Auseinandersetzung, und zwei Unentschieden, am 18. Dezember 1963 im alles entscheidenden „Testspiel“ Dänemark mit nur 0:1 in Amsterdam geschlagen geben mussten.
Auch auf Vereinsebene, parallel zur Nationalmannschaft, hatte Jeunesse Esch mit hervorragenden Resultaten aufgewartet und europaweit aufhorchen lassen. Leidenschaftliche Anhänger der Jeunesse hinderte es jedenfalls keineswegs daran, auch Spielern der Konkurrenz Interesse zu schenken. Diese, in frühen Jahren angelernte Fairness verdankte man zuerst dem legendären Radio-Reporter Pilo Fonck, der wie kein anderer (auch nach dessen Glanzzeit) die Spiele der Nationalmannschaft live übertrug und sie mit großem, ja manchmal überschäumendem, lauthals mitreißendem Enthusiasmus, aber stets mit Fachkenntnis zu kommentieren wusste.
Kein Wunder demnach, dass manche Zuhörer damals in der guten Stube vor Begeisterung vom Sofa sprangen oder, wie der damalige Schulfreund Logelin, Purzelbäume auf dem Teppich schlugen … Dabei vergaß Fonck nie, die einzelnen Spieler mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten positiv hervorzuheben, aber auch gar manchmal zu ermahnen, ja fast anzuflehen, „déi dote Mätzercher op der Säit ze loossen“, da sie allzu leicht ins Auge gehen könnten. So fieberten wir, mit Grippe im Bett liegend, zusammen mit dem „zwölften“ Mann, als die „Roten Löwen“ Holland besiegten und auch danach gegen Dänemark auf einer einmaligen Erfolgswelle kickten.
Man jubelte jedes Mal bedingungslos und spontan mit den einstigen Fola-Spielern Pilot und Schmit, die es inzwischen zu erfolgreichen Profis in Belgien und Frankreich gebracht hatten, und blendete dabei aus, dass sowohl Dimmer als auch das Duo Klein – die beiden Flügelstürmer Henri, alias „Bizzi“, von den Differdinger Red Boys vorne links spielend und der US Düdelinger Jean auf rechts – dem Jeunesse-Fan des Öfteren schon „béise Misär“ beschert hatten, indem sie Torwartidol René Hoffmann das Nachsehen gegeben hatten.
„Sans aucune rancune“ also, auch unserem Lieblingsspieler in der Nationalelf, dem Düdelinger Jean Klein gegenüber, der uns ein erstes Mal sehr positiv aufgefallen war, als er Anfang 1964 im „Stadion op der Areler Strooss“ gegen Belgien B schon in der vierten Minute seinem Gegenspieler Jeff Vliers – unserem späteren Nationaltrainer übrigens – auf dem rechten Flügel davonlief, einen Haken schlug, um anschließend mit einem satten Schuss ins lange Eck den Führungstreffer zu erzielen!
„Oh lala, ce Klein, quel ailier, il est encore plus rapide que le Gento du Real!“ Mit diesen Worten soll sich dann auch der Verteidiger Vliers nachher im Interview geäußert haben. Zu Hause bei Schulfreund Camille Mathieu konnten wir etwas später Kleins Jang ein weiteres Mal auf dem schwarz-weißen Bildschirm bewundern, als ihm am 23. Dezember 1967 in Paris gegen Frankreich (3:1) der Ehrentreffer gelang.
Jean Klein ganz groß …
Aber nicht nur bei uns Buben hatte der antrittsschnelle Rechtsaußen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach den Länderspielen gegen Belgien waren, unter anderen, die Vorsitzenden vom berühmten RSC Anderlecht auf den pfeilschnellen Angreifer aufmerksam geworden. Klein bestritt sogar ein Freundschaftsspiel mit Anderlecht gegen Lille, bei dem er einen vorzüglichen Eindruck hinterließ. Da er aber seine Lehrerausbildung noch nicht abgeschlossen hatte, musste er dort schweren Herzens absagen.
Bei einem viel späteren Gastspiel mit Metz gegen Crystal Palace (1:3) – bei einem erneuten Anlauf zu einer eventuellen Profikarriere – waren seine Beobachter, allen voran Frankreichs früherer Nationaltrainer Henri Guérin, erneut voll des Lobes über den „talentueux attaquant luxembourgeois“. Nach dem verlockenden Angebot des mehrmaligen belgischen Meisters verzichtete er ebenfalls auf mögliche Verträge bei Ajax, dem FC Liège, Beerschot, Union Saint-Gilloise, Stuttgart sowie bei den Frankfurtern. Anfangs konnte niemand diese Entscheidung nachvollziehen, zumal sich Klein kurz darauf, zur Überraschung vieler seiner Fans, für den unbedeutenden Unterdivisionär FC Wavre entscheiden wollte …
Nachvollziehbare Beweggründe
Dass er ausgerechnet, wie man damals im „Répu“ lesen konnte, diesem „Walibi“-Klub beitreten sollte, erstaunte sogar Insider nicht schlecht. Was die meisten nicht wissen konnten, war, dass Klein schon ganz früh wusste, was er wollte, und konsequent auf sein Ziel, erst mal Lehrer zu werden, hinsteuerte und auf eine Vollprofikarriere verzichtete. Für ihn galt es, zuerst das Studium abzuschließen, nach dem Motto: „Erst die Arbeit, dann das Fußballspiel.“ Oder war an diesem Verzicht nicht auch zu einem nicht unwesentlichen Teil die große Liebe zu seiner Jugendfreundin Marie-Julie schuld?
Im Interview erklärte er, dass man ihm in diesem kleinen Verein einen vorteilhaften, lukrativen Vertrag angeboten habe, weshalb er auch gleich einwilligen und unterschreiben wollte. So einigte man sich provisorisch darauf, dass er die Woche über nicht einmal zum Training in Wavre zu erscheinen bräuchte, um dennoch jeden Sonntag zu spielen! Dass die dortigen Vereinsverantwortlichen zu dieser recht ungewöhnlichen Vorgehensweise bereit waren, zeugt einerseits von dem guten Ruf, den der begnadete junge Fußballer aus dem kleinen Luxemburg in Belgien genoss, wie auch den damit einhergehenden hohen Erwartungen, die man in ihn setzte.
Eine Voraussetzung war jedoch, dass er weiterhin bei seinem Stammverein, der USD, trainiere und sich zu Hause in Düdelingen fit halte. Am allerwichtigsten aber wäre für den Junglehrer gewesen, dass er sich so die Woche über voll auf seinen neuen Beruf konzentrieren könne. Aber leider sollte – zu schön, um wahr zu sein – aus diesem verlockenden „Deal“ nichts werden, da Jean Klein ihn von sich aus, in allerletzter Minute, platzen ließ.
Offenbar keineswegs frustriert, nicht Profi geworden zu sein, erklärte er den Journalisten, dass er es stets als eine Ehre ansah, etwa 30-mal für die „Rout Léiwen“ spielen zu dürfen, mit denen er die schönsten Erfolge feiern konnte, wie zum Beispiel den gegen die Türkei. Seine größte Enttäuschung habe er jedoch am 4. Oktober 1964 gegen Frankreich erlebt, als der Linienrichter Camille Dimmers Tor nach einer präzisen Flanke von ihm irrtümlicherweise im Aus sah und dieses absolut reguläre Tor zum 1:1 aberkannte. Seine Aussage und Empfindung kann der Autor dieser Zeilen bestätigen und mit ihm teilen – da wir damals als knapp 15-Jährige auf einer Holzbank ganz dicht hinter dem Tor saßen und diese Szene hautnah miterlebten.
Einmal im Lehreramt etabliert, begnügte sich der einstige „Star“ damit, mit seinen Schülern im Schulhof und sogar manchmal im Schulsaal Fußball zu spielen und zu dribbeln, wie seine Söhne Dimitri und Tom kürzlich lachend verrieten. Nachdem er seine USD verlassen hatte, spielte er noch zwei Jahre weiter beim Lokalrivalen CS Stade.
Abschließend kann man behaupten, dass der hochtalentierte Kleins Jang aufgrund seiner überragenden fußballerischen Qualitäten, wäre er heute aktiv, sicherlich noch weitaus interessantere Verträge bei noch viel größeren Vereinen als „nur“ Anderlecht, Metz und Co. hätte unterschreiben können. Vielleicht hätte er es sich dann anders überlegt und auf seine, wenn auch ehrenhafte, Lehrerkarriere verzichtet …
Tageblatt

Kleins Jang, alias „Speedy“: Eng séier, talentéiert riets Band, deemools déi unerkannt allerbescht(en) am Land …!
Wenn auch früher, wie manchmal behauptet wird, in Wirklichkeit nicht alles besser war als heute, so scheint dies auf verschiedenen Gebieten, und zumindest was den Luxemburger Fußball der frühen Sechzigerjahre betrifft, dennoch zu stimmen.
So bleibt vielen noch in sehr guter Erinnerung, dass die „Rout Léiwen“ damals im Europacup der Nationen bis ins Viertelfinale vorgedrungen waren, nachdem sie im Herbst 1963 die Niederlande, durch zwei Tore von Camille Dimmer, auf sensationelle Weise ausgeschaltet hatten und sich danach erst nach der dritten Auseinandersetzung, und zwei Unentschieden, am 18. Dezember 1963 im alles entscheidenden „Testspiel“ Dänemark mit nur 0:1 in Amsterdam geschlagen geben mussten.
Auch auf Vereinsebene, parallel zur Nationalmannschaft, hatte Jeunesse Esch mit hervorragenden Resultaten aufgewartet und europaweit aufhorchen lassen. Leidenschaftliche Anhänger der Jeunesse hinderte es jedenfalls keineswegs daran, auch Spielern der Konkurrenz Interesse zu schenken. Diese, in frühen Jahren angelernte Fairness verdankte man zuerst dem legendären Radio-Reporter Pilo Fonck, der wie kein anderer (auch nach dessen Glanzzeit) die Spiele der Nationalmannschaft live übertrug und sie mit großem, ja manchmal überschäumendem, lauthals mitreißendem Enthusiasmus, aber stets mit Fachkenntnis zu kommentieren wusste.
Kein Wunder demnach, dass manche Zuhörer damals in der guten Stube vor Begeisterung vom Sofa sprangen oder, wie der damalige Schulfreund Logelin, Purzelbäume auf dem Teppich schlugen … Dabei vergaß Fonck nie, die einzelnen Spieler mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten positiv hervorzuheben, aber auch gar manchmal zu ermahnen, ja fast anzuflehen, „déi dote Mätzercher op der Säit ze loossen“, da sie allzu leicht ins Auge gehen könnten. So fieberten wir, mit Grippe im Bett liegend, zusammen mit dem „zwölften“ Mann, als die „Roten Löwen“ Holland besiegten und auch danach gegen Dänemark auf einer einmaligen Erfolgswelle kickten.
Man jubelte jedes Mal bedingungslos und spontan mit den einstigen Fola-Spielern Pilot und Schmit, die es inzwischen zu erfolgreichen Profis in Belgien und Frankreich gebracht hatten, und blendete dabei aus, dass sowohl Dimmer als auch das Duo Klein – die beiden Flügelstürmer Henri, alias „Bizzi“, von den Differdinger Red Boys vorne links spielend und der US Düdelinger Jean auf rechts – dem Jeunesse-Fan des Öfteren schon „béise Misär“ beschert hatten, indem sie Torwartidol René Hoffmann das Nachsehen gegeben hatten.
„Sans aucune rancune“ also, auch unserem Lieblingsspieler in der Nationalelf, dem Düdelinger Jean Klein gegenüber, der uns ein erstes Mal sehr positiv aufgefallen war, als er Anfang 1964 im „Stadion op der Areler Strooss“ gegen Belgien B schon in der vierten Minute seinem Gegenspieler Jeff Vliers – unserem späteren Nationaltrainer übrigens – auf dem rechten Flügel davonlief, einen Haken schlug, um anschließend mit einem satten Schuss ins lange Eck den Führungstreffer zu erzielen!
„Oh lala, ce Klein, quel ailier, il est encore plus rapide que le Gento du Real!“ Mit diesen Worten soll sich dann auch der Verteidiger Vliers nachher im Interview geäußert haben. Zu Hause bei Schulfreund Camille Mathieu konnten wir etwas später Kleins Jang ein weiteres Mal auf dem schwarz-weißen Bildschirm bewundern, als ihm am 23. Dezember 1967 in Paris gegen Frankreich (3:1) der Ehrentreffer gelang.
Jean Klein ganz groß …
Aber nicht nur bei uns Buben hatte der antrittsschnelle Rechtsaußen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach den Länderspielen gegen Belgien waren, unter anderen, die Vorsitzenden vom berühmten RSC Anderlecht auf den pfeilschnellen Angreifer aufmerksam geworden. Klein bestritt sogar ein Freundschaftsspiel mit Anderlecht gegen Lille, bei dem er einen vorzüglichen Eindruck hinterließ. Da er aber seine Lehrerausbildung noch nicht abgeschlossen hatte, musste er dort schweren Herzens absagen.
Bei einem viel späteren Gastspiel mit Metz gegen Crystal Palace (1:3) – bei einem erneuten Anlauf zu einer eventuellen Profikarriere – waren seine Beobachter, allen voran Frankreichs früherer Nationaltrainer Henri Guérin, erneut voll des Lobes über den „talentueux attaquant luxembourgeois“. Nach dem verlockenden Angebot des mehrmaligen belgischen Meisters verzichtete er ebenfalls auf mögliche Verträge bei Ajax, dem FC Liège, Beerschot, Union Saint-Gilloise, Stuttgart sowie bei den Frankfurtern. Anfangs konnte niemand diese Entscheidung nachvollziehen, zumal sich Klein kurz darauf, zur Überraschung vieler seiner Fans, für den unbedeutenden Unterdivisionär FC Wavre entscheiden wollte …
Nachvollziehbare Beweggründe
Dass er ausgerechnet, wie man damals im „Répu“ lesen konnte, diesem „Walibi“-Klub beitreten sollte, erstaunte sogar Insider nicht schlecht. Was die meisten nicht wissen konnten, war, dass Klein schon ganz früh wusste, was er wollte, und konsequent auf sein Ziel, erst mal Lehrer zu werden, hinsteuerte und auf eine Vollprofikarriere verzichtete. Für ihn galt es, zuerst das Studium abzuschließen, nach dem Motto: „Erst die Arbeit, dann das Fußballspiel.“ Oder war an diesem Verzicht nicht auch zu einem nicht unwesentlichen Teil die große Liebe zu seiner Jugendfreundin Marie-Julie schuld?
Im Interview erklärte er, dass man ihm in diesem kleinen Verein einen vorteilhaften, lukrativen Vertrag angeboten habe, weshalb er auch gleich einwilligen und unterschreiben wollte. So einigte man sich provisorisch darauf, dass er die Woche über nicht einmal zum Training in Wavre zu erscheinen bräuchte, um dennoch jeden Sonntag zu spielen! Dass die dortigen Vereinsverantwortlichen zu dieser recht ungewöhnlichen Vorgehensweise bereit waren, zeugt einerseits von dem guten Ruf, den der begnadete junge Fußballer aus dem kleinen Luxemburg in Belgien genoss, wie auch den damit einhergehenden hohen Erwartungen, die man in ihn setzte.
Eine Voraussetzung war jedoch, dass er weiterhin bei seinem Stammverein, der USD, trainiere und sich zu Hause in Düdelingen fit halte. Am allerwichtigsten aber wäre für den Junglehrer gewesen, dass er sich so die Woche über voll auf seinen neuen Beruf konzentrieren könne. Aber leider sollte – zu schön, um wahr zu sein – aus diesem verlockenden „Deal“ nichts werden, da Jean Klein ihn von sich aus, in allerletzter Minute, platzen ließ.
Offenbar keineswegs frustriert, nicht Profi geworden zu sein, erklärte er den Journalisten, dass er es stets als eine Ehre ansah, etwa 30-mal für die „Rout Léiwen“ spielen zu dürfen, mit denen er die schönsten Erfolge feiern konnte, wie zum Beispiel den gegen die Türkei. Seine größte Enttäuschung habe er jedoch am 4. Oktober 1964 gegen Frankreich erlebt, als der Linienrichter Camille Dimmers Tor nach einer präzisen Flanke von ihm irrtümlicherweise im Aus sah und dieses absolut reguläre Tor zum 1:1 aberkannte. Seine Aussage und Empfindung kann der Autor dieser Zeilen bestätigen und mit ihm teilen – da wir damals als knapp 15-Jährige auf einer Holzbank ganz dicht hinter dem Tor saßen und diese Szene hautnah miterlebten.
Einmal im Lehreramt etabliert, begnügte sich der einstige „Star“ damit, mit seinen Schülern im Schulhof und sogar manchmal im Schulsaal Fußball zu spielen und zu dribbeln, wie seine Söhne Dimitri und Tom kürzlich lachend verrieten. Nachdem er seine USD verlassen hatte, spielte er noch zwei Jahre weiter beim Lokalrivalen CS Stade.
Abschließend kann man behaupten, dass der hochtalentierte Kleins Jang aufgrund seiner überragenden fußballerischen Qualitäten, wäre er heute aktiv, sicherlich noch weitaus interessantere Verträge bei noch viel größeren Vereinen als „nur“ Anderlecht, Metz und Co. hätte unterschreiben können. Vielleicht hätte er es sich dann anders überlegt und auf seine, wenn auch ehrenhafte, Lehrerkarriere verzichtet …
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