Es tut sich was Der große Frauen-Finanz-Report

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Es tut sich was
Der große Frauen-Finanz-Report



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Am 6. Juli startet die Europameisterschaft der Frauen, zwei Tage später greift dann auch die deutsche Frauen-Nationalelf ins Turniergeschehen ein. Erster Gegner: Dänemark.

Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist mitten in der Vorbereitung. Doch schon vorher haben viele Spielerinnen ihre Zukunft geklärt. Mit Stammtorhüterin Merle Frohms, Abwehrchefin Marina Hegering und Shootingstar Jule Brand wechseln gleich drei DFB-Asse nach Wolfsburg.

Während Hegering ablösefrei ist, nutzt der Meister bei den anderen beiden ein Phänomen, das im Männerfußball schon lange etabliert, bei den Frauen aber erst im Kommen ist: Ausstiegsklauseln. Zusammen zahlen die Wolfsburger eine niedrige sechsstellige Summe als Ablöse. Für diese fußballerische Qualität wären bei den Männern zig Millionen geflossen.

Bei den Frauen wird selten die Schallmauer von 100.000 Euro Ablöse durchbrochen. Innerhalb der Bundesliga wird bei den meisten Transfers gar nichts gezahlt, weil Verträge auslaufen.

Größere Summen werden nur bei Top-Spielerinnen erzielt, die ins Ausland wechseln. Den Rekord hält Pernille Harder (29): Die Dänin wechselte 2020 für eine Summe zwischen 350.000 und 500.000 Euro aus Wolfsburg zu Chelsea.

Die Ausstiegsklausel für Wolfsburgs Stürmerin Ewa Pajor zog bisher kein Verein. Es wäre ein Meilenstein: Die Polin dürfte für eine Million Euro gehen.

Der aktuelle Fifa-Transferreport zeigt aber: Es wird trotz Corona-Krise insgesamt mehr Ablöse gezahlt. 2021 waren es im globalen Frauenfußball knapp 2 Mio. Euro, ein Jahr zuvor lag der Wert noch bei 1,1 Mio.

Allerdings waren es bei den Männern 2021 rund 4,6 Milliarden Euro!

Das wirkt sich natürlich auch auf die Gehälter der Spielerinnen aus. Im Schnitt verdienen Bundesliga-Spielerinnen pro Jahr 40.000 Euro. Ihre männlichen Kollegen in der obersten Spielklasse bekommen durchschnittlich 50.000 Euro – pro Spiel. Und das, obwohl der Trainingsaufwand bei mehr als der Hälfte aller Frauenfußball-Klubs mittlerweile genauso groß ist.

Viele Spielerinnen gehen darum neben dem Fußball noch arbeiten, weil sie in der Bundesliga nur Aufwandsentschädigungen bekommen. In der 2. Liga ist das sogar eher die Regel.

Dass die Gehälter zumindest an der Spitze steigen, liegt vor allem daran, dass internationale Topklubs beim Frauenfußball einsteigen.

Der aktuelle Champions-League-Sieger FC Barcelona spielte vor wenigen Jahren im Frauenfußball noch keine Rolle. Auch Real Madrid, Juventus Turin, Paris St-Germain oder Manchester City streben neben Chelsea, Arsenal und dem FC Bayern in die Königsklasse der Frauen.

Die wird seit der vergangenen Saison erstmals mit Vorrundengruppen ausgespielt, die Uefa hat die Prämien im Zuge dessen kräftig erhöht. Jeder Verein erhält 400.000 Euro für die Teilnahme, insgesamt werden 24 Mio. Euro ausgeschüttet – eine Vervierfachung des bisherigen Betrags, aber natürlich noch meilenweit entfernt von den Dimensionen bei den Männern. Da gibt es 15,64 Mio. Euro pro Klub für das Erreichen der Königsklasse.

Deutschlands Beste, die derzeit verletzte Dzsenifer Marozsán, kassiert bei Champions-League-Sieger Olympique Lyon rund 350.000 Euro im Jahr. Der Franzosen-Klub zahlt generell die höchsten Gehälter – bis zu 400.000 Euro pro Spielerin. Dahinter: Barcelona und Real Madrid, Wolfsburg, Chelsea, Paris und Bayern. Meister Wolfsburg weist ein Gehaltsbudget der Frauen von 5 Mio. Euro aus. Davon wird allerdings auch der Trainerstab und alle Betreuer, Mediziner etc. bezahlt.

Nationaltorhüterin Almuth Schult, die gerade aus Wolfsburg zum Angel City FC nach Los Angeles wechselte, sagte, dass sie dort weniger als beim VfL verdienen würde. US-Nationalspielerin Christen Press ist die Top-Verdienerin bei Angel City, ihr Dreijahresvertrag bringt ihr insgesamt rund 700.000 Euro ein.

In England profitiert der Frauenfußball von hohen Zuwendungen aus lukrativen TV-Verträgen. Rund 30 Mio. Euro gibt es für die zwölf Vereine der FA Wo­men’s Super Lea­gue. Der DFB zahlt aktuell nur 3,6 Mio. Euro Fernsehgelder an die zwölf Frauenfußball-Erstligisten aus. Zum Vergleich: Die DFL überweist derzeit über eine Milliarde Euro pro Saison an die deutschen Erst- und Zweitligisten bei den Männern. Kein Wunder, dass Chelseas Star-Spielerin Samantha Kerr (28) mit rund 500.000 Euro pro Jahr die weltweit bestverdienende Spielerin ist.

Geschlagen wird sie in Sachen Einkünften von einigen Werbe-Ikonen des Frauenfußballs. Die US-Amerikanerin Alex Morgan (32) verdient laut „Forbes“ durch persönliche Verträge rund 4 Mio. Euro pro Jahr – Cristiano Ronaldo (37) kommt auf 125 Mio.

Deutschlands populärste Fußballerin, Giulia Gwinn (22), verdient einschließlich Prämien bis zu 8000 Euro pro Monat. Dank ihrer 267.000 Abonnenten bei Instagram verdient die aufstrebende Nationalspielerin durch Produktplatzierungen in sozialen Netzwerken jährlich 15.000 Euro hinzu. Außerdem ist sie ein gefragtes Werbegesicht: Bis zu 50.000 Euro flossen zu Spitzenzeiten im Jahr.

Für Aufsehen sorgte jüngst der US-Verband, der den Frauen bei Großturnieren die gleichen Prämienzahlungen wie den Männern zusicherte. In Spanien bekommen die beiden Nationalmannschaften immerhin den gleichen prozentualen Anteil der Fifa- und Uefa-Prämien, die Beträge liegen aber wegen der unterschiedlichen Summen weit auseinander. So liegt das Gesamtpreisgeld der Frauen-EM bei 16 Mio. Euro, bei der Männer-EM waren es 331 Mio. Euro.

„Zur Wahrheit gehört auch, dass die Vermarktungserlöse von Männern und Frauen, aus denen sich auch die Turnierprämien ergeben, bei uns in der Bundesliga und den Nationalmannschaften extrem weit auseinanderliegen. Das ist leider noch Fakt“, sagte Bundestrainerin Voss-Tecklenburg zu BamS.

Ihre Mannschaft handelte für die bevorstehende EM 60.000 Euro pro Spielerin für den Titelgewinn aus – die Männer hätten für den Sieg bei der letzten EM 400.000 Euro pro Spieler eingeheimst.


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