Europapokal? „Ich hätte Bock auf Italien!“

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Unions Co-Trainer Bönig
Europapokal? „Ich hätte Bock auf Italien!“



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Sebastian Bönig (40) ist Kult in Köpenick.

Als Union-Spieler (2004 bis 2009) feierte er Siege bei den Fans auf dem Zaun. Er beendete seine Kariere mit 27 Jahren, weil er bei den Eisernen keinen neuen Vertrag erhielt. Seit 2014 ist der Bayer Co-Trainer der Profis. Der Assistent über Vergangenheit, Zukunft und die Familie.

Herr Bönig, Union kann sich erneut für Europa qualifizieren. Müssen Sie sich manchmal kneifen?

Es ist für mich nach wie vor eine Riesengeschichte. Wir sind wieder sehr souverän in der Bundesliga geblieben. Es macht in der Gesamtkonstellation nach wie vor sehr viel Spaß. Wir fordern uns im Trainerteam immer wieder aufs Neue. Ich kneife mich tatsächlich das eine oder andere Mal.

Wo würden Sie gern international spielen?

Ich war als Kind oft in Italien im Urlaub und Fan von Juventus Turin. Ich mag den italienischen Fußball. Ich hätte Bock auf ein internationales Spiel in Italien – oder England. Aber erst einmal habe ich nur Fürth im Kopf. Unter Flutlicht wird das eine richtig schöne Aufgabe.

Sie stammen aus Bayern. Was sagen Ihre Kumpels zu Union?

Ich glaube, dass die Aufmerksamkeit für unseren Verein viel größer geworden ist. Leute kommen auch auf einen zu und meinen, dass es unglaublich ist, was wir leisten. Dasselbe haben sie auch schon im letzten und vorletzten Jahr gesagt. Auch außerhalb Berlins wird Union positiv wahrgenommen.

Als Union-Spieler sind Sie nach Siegen zu den Fans auf den Zaun geklettert. Wann hätten Sie das in dieser Saison gern getan?

Ich schaffe das leider nicht mehr, die Zeit ist vorbei (lacht). Aber es gab perfekte Zeitpunkte. Dass wir dreimal gegen Hertha und zweimal gegen RB Leipzig gewonnen haben, ist einfach außergewöhnlich. Das werden wir vielleicht erst in ein paar Jahren verstehen und begreifen. Aber im Moment sind wir nur im Funktionsmodus. Es gilt, das Heimspiel gegen Greuther Fürth erfolgreich zu bestreiten.

Seit 2014 sind Sie Co-Trainer bei Union. Haben Sie schon mal um Ihren Job gezittert?

Ich bin mir meiner Bedeutung sehr wohl bewusst. Ich bin genauso abhängig von Ergebnissen wie jeder andere, der hier arbeitet. Ich bin vor jedem und nach jedem Spiel angespannt. Gezittert habe ich nie, weil ich von der Arbeit überzeugt bin, die wir hier leisten.

Große Popstars sind mit 27 Jahren gestorben, Sie haben 2009 mit 27 ihre Karriere mit dem Spruch beendet, dass nach Union nichts mehr kommen kann. Bleiben Sie für immer eisern?

Ich kann nur sagen, dass ich absolut glücklich mit meiner Position bin und mir aktuell auch nichts anderes vorstellen kann. Ich weiß aber auch, dass im Fußball alles möglich ist. Ich klebe auch nicht auf meinem Sitz. Mir ist wichtig, dass man mit meiner Arbeit zufrieden ist. Wenn das nicht mehr der Fall sein sollte, bin ich der Erste, der zur Tür herausgeht, danke sagt und dem Verein alles Gute wünscht.

Präsident Dirk Zingler hat Ihnen 2011 die Rückkehr zu Union ermöglicht …

Ich kenne den Verein nur unter Dirk Zingler. Er ist der entscheidende Mann dafür, dass Union diesen Erfolg hat. Er ist sehr emotional als großer Fan der Mannschaft und des Klubs dabei. Es kommt vor, dass er im Mannschaftsbus mitfährt. Er muss sich etwas anhören, wenn das Spiel dann nicht so läuft. Er saß auch im Bus als wir beim nächsten Gegner mit 0:1 verloren haben.

Cheftrainer Fischer ist Schweizer, „Co“ Markus Hoffmann und Torwarttrainer Michael Gspurning kommen aus Österreich. Wie ist es als Deutscher in der Unterzahl?

Das ist ein täglicher Überlebenskampf. Es gibt genug Witze, die man da reißen kann. Ich erhalte deutliche schweizerische und österreichische Hinweise. Aber ich bin immer gut mit Sprüchen gewappnet.

Seit 2020 sind Sie Fußball-Lehrer. Wann gibt es den Cheftrainer Bönig?

Ich bin auf alles vorbereitet. Ich besitze aber einen laufenden Vertrag und ich bin zu hundert Prozent mit dem Thema hier beschäftigt.

Sie sind auch Bindeglied zum Nachwuchs. Wann spielen Eigengewächse dauerhaft bei den Profis mit?

Wir geben unser Bestes, um wieder eigene Nachwuchsspieler in die Profimannschaft zu integrieren und spielen zu sehen. Da gehört sehr viel dazu. Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern. Durch den Bau des Nachwuchs-Leistungszentrums passiert auch etwas. Trotzdem sind wir in der 1. Bundesliga auf einem sehr hohen Niveau unterwegs. Wir müssen schauen, dass der Abstand zu den Junioren geringer wird und dass die Jungs trotzdem auch Möglichkeiten erhalten, auf Spielzeit zu kommen.

Wurden Sie von Fischer und Hoffmann schon zum Angeln verführt?

Ich habe mir vorgenommen, mal mitzugehen. Ich glaube, dass es tatsächlich entspannend sein kann. Ich bin sicherlich ein Anfänger. Ich habe das noch nie gemacht. Die beiden sind Profis. Sobald die Arbeit erledigt ist, beschäftigen sie sich sehr häufig mit dem Fliegenfischen. Jetzt hat die Saison begonnen. Sie waren schon unterwegs.

Viele Spieler wohnen in der Innenstadt. Sie sind in den Köpenicker Ortsteil Grünau gezogen…

Das hat einfache Gründe. Wir wollten uns einfach vergrößern und im Februar kam mein Sohn Max Anton auf die Welt. Wir sind sehr glücklich in Grünau und die Wege zum Stadion sind kurz.

Haben Sie Ihren Filius nach Stürmer Max Kruse benannt, der im Januar nach Wolfsburg gewechselt ist?

Nein, ich habe aber deswegen ein paar Sprüche hinnehmen müssen. Den Namen Max fanden wir einfach gut und Anton heißt mein Vater.

Wovon träumen Sie?

Einige Träume wie der Aufstieg in die Bundesliga 2019 haben sich schon erfüllt. Das empfinde ich als Meilenstein. Auch die Teilnahme am Europacup erleben zu dürfen, war traumhaft. Aber für uns ist es weiter eine Riesenaufgabe, den Verein in der Bundesliga zu halten. Das kostet viel Arbeit.


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