Formel 1 / Roulette auf Rädern: Chance und Risiko in Las Vegas

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Formel 1 / Roulette auf Rädern: Chance und Risiko in Las Vegas

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Das Stadtrennen in Las Vegas soll für die Formel 1 das größte Event ihrer Geschichte werden. Für die Fahrer allerdings ist dieser Grand Prix unvorhersehbar wie eine Runde Roulette.

Um Mitternacht per Linkskurve auf den Strip, und dann ist erst mal das Gaspedal dran. Die bunten Lichter beginnen zu fliegen, mit Tempo 340 geht es vorbei am „Mirage“, am „Caesars Palace“, an den weltberühmten Fontänen des „Bellagio“ – diese Premiere bedeutet Ausnahmezustand, selbst für die Größten der Formel 1.

„Las Vegas ist anders“, sagt Lewis Hamilton, „dieser Ort hat so viel Energie auf engstem Raum, das Rennen wird unglaublich.“ Max Verstappen, der Weltmeister, erwartet vor allem einen Sprung ins Ungewisse. Dieser Stadtkurs an einem der berühmtesten Orte der Welt werde sicher „voller Überraschungen“ stecken, sagt er – und da liegt durchaus schon ein wenig Zweifel in der Stimme.

Aus PR-Sicht, zumindest so viel lässt sich schon sagen, hat die Formel 1 es geschafft. Das Rennen im Herzen von Las Vegas, vorbei an den größten Wahrzeichen der Stadt, sei quasi die „Besteigung des Mount Everest“, sagt Mercedes-Sportchef Toto Wolff: „Was Marketing angeht, blasen wir damit alles weg, was wir bisher gemacht haben.“

Nach den Rennen in Austin und Miami erreicht die amerikanische Trilogie ihren Höhepunkt. Der US-Markt, lange Zeit so verzweifelt umworben, ist spätestens jetzt weit geöffnet für die Formel 1. 100.000 Fans sollen an jedem Renntag die sündhaft teuren Tribünenplätze füllen, gemacht ist dieses Event aber vor allem für den Rest der Welt.

Denn erstmals seit fast 40 Jahren findet ein Rennen der Königsklasse an einem Samstag statt, 22.00 Uhr Ortszeit, so spät startete bislang kein Grand Prix. Nur so ließen sich gleich zwei Wünsche umsetzen: Ein Flutlicht-Rennen in Vegas, das zudem zu einer annehmbaren Sendezeit im Kernmarkt Europa läuft. Um 7.00 Uhr luxemburgischer Zeit (RTL Zwee) gehen am Sonntag die roten Ampeln aus. Das Qualifying beginnt gar erst um Mitternacht (9.00 Uhr MEZ am Samstag).

Ohne Grip über eine unbekannte Strecke

Und dann werden Bilder transportiert, wie die Formel 1 sie sich wünscht. Mit 6,2 Kilometern ist es der zweitlängste Kurs im Kalender, denn er nimmt so ziemlich alles mit. Den Las Vegas Boulevard mit all seinen Casinos ohnehin, fünf Kurven schlängeln sich zudem um die riesige „Sphere“, die in Millionen von LED-Kacheln gekleidete, kugelförmige Veranstaltungshalle.

Rennen wie dieses sollen helfen, die Formel 1 auch fachfremden Menschen näherzubringen. Mit der Netflix-Doku „Drive to Survive“ klappt das bereits gut, Las Vegas ist der nächste Schritt. Die Show steht im Mittelpunkt.

Dass nebenbei noch ein echtes Rennen stattfinden muss, scheint da beinahe in den Hintergrund zu geraten – und zu Beginn der Planungen war das tatsächlich so, Ross Brawn räumte das unlängst ein. „Wir hatten anfangs nicht bedacht“, sagte der einstige Sportdirektor der Formel 1, „dass es nachts sehr, sehr kalt in Las Vegas wird.“

Und das ist ein durchaus großes Problem. Im November fallen die Temperaturen in den einstelligen Bereich, so etwas kennt diese Rennserie eigentlich nicht. Die sensiblen Reifen funktionieren nur in bestimmten Temperaturfenstern, diese zu erreichen, dürfte schwierig sein. Zudem sorgt auch das Layout der Strecke mit langen Geraden und langsamen Kurven nicht für eine Erwärmung der Reifen.

Ohne Grip also über eine noch unbekannte Strecke in Las Vegas. Ein wenig klingt das nach Roulette bei Tempo 340.

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