Jetzt redet Köln-Stürmer Andersson Klartext!

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Seine Leiden +Seine Ängste + Seine Zukunft
Jetzt redet Köln-Stürmer Andersson Klartext!


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Drei Jahre Köln. Nur 47 Einsätze (8 Tore). Dafür aber immer wieder Schmerzen, Knie-Beschwerden, Rückschläge und Auszeiten. In BILD spricht FC-Stürmer Sebastian Andersson (31) exklusiv über seine lange Leidenszeit, seine umstrittene Meniskus-OP , die Angst, nie mehr gehen zu können und seine Pläne für eine erfolgreichere und glückliche Profi-Zukunft.

„Ich wollte den Trainer und Verein nie vor Probleme stellen“

BILD: Herr Andersson, Ihre Meniskus-OP liegt inzwischen 9 Monate zurück. Wie fühlen Sie sich?

Andersson: Mir geht es wirklich gut. Mein Körper – speziell mein Knie – fühlt sich sehr gut an und ich habe keinerlei Probleme mehr. Keine Schmerzen. Keine Sorgen. Keine Beschwerden. Ich habe mich schon in den letzten Wochen im Training besser gefühlt als in jedem Training in den Jahren zuvor. Von daher genieße ich gerade jeden Moment nach einer harten Zeit, in der mich eine einzige Verletzung so lange beschäftigt hat.

Die OP war umstritten. Auch FC-Mediziner zweifelten am Erfolg. War es der richtige Schritt?

Absolut. Es war definitiv die beste Entscheidung. Als ich damals alle Fakten auf dem Tisch hatte, sah ich nur noch diese letzte Option. Und das Einzige, was ich inzwischen bereue, ist, dass ich den Eingriff nicht schon früher habe machen lassen. Ich weiß, dass nicht alle diese Entscheidung gut fanden. Aber es ist mein Körper. Meine Karriere. Und ich wusste, dass ich nicht dauerhaft mit diesen Schmerzen weitermachen kann.

Wie schwer war die Entscheidung, nachdem viele abgeraten haben?

Anfangs sehr, sehr schwer. Aber ich hatte mir drei, vier verschiedene Meinungen eingeholt. Die erste neue Einschätzung kam damals von Medizinern in Kopenhagen. Danach war ich tagelang hin und her gerissen, mit jedem Tag wurde mir klarer, dass ich das machen muss. Es war nie eine Entscheidung gegen den FC, sondern einzig und allein für mich und meine Zukunft. Ich wollte nie irgendjemanden vor den Kopf stoßen oder gar den Trainer und Verein vor Probleme stellen.
„Ich konnte nicht mehr gehen“

Drei Wochen nach der OP folgte der Schock. Eine Infektion. Wie haben Sie diese schlimme Nachricht damals aufgenommen?

Die ersten zwei, drei Tage liefen perfekt. Erst dann merkte ich, dass irgendwas nicht stimmt. Die Schmerzen nahmen von Tag zu Tag zu, beinahe stündlich. Es war beängstigend. Die Nachricht von der Infektion dann ein Schlag. Ich bin froh, dass ich meine Frau an meiner Seite hatte.

Fürchteten Sie das Karriere-Ende?

Ja. Ich wusste, dass so eine Infektion auch ganz anders enden kann. Trotzdem habe ich in der Zeit weniger an Fußball gedacht. Mein oberstes Ziel war, wieder gehen zu können. Denn das war nicht möglich. Ich lag wochenlang im Krankenhaus. Allein mit meinen Gedanken. Mein Reha-Coach in Kopenhagen hat mich dann endgültig davon überzeugt, dass ich meine Karriere fortsetzen kann. Er hatte schon andere Patienten mit ähnlichen Leidensgeschichten und mir ein gutes Gefühl gegeben. Von da an war ich sicher, dass ich das schaffe.
„In 2 Köln-Jahren konnte ich keinen Tag genießen“

Fünf Monate später standen sie in Köln auf dem Trainingsplatz. Sind Sie enttäuscht, dass Sie beim FC nie dauerhaft zeigen konnten, was Sie können?

Ja, sehr. Es ist bitter, dass ich in meinen ersten beiden FC-Jahren nicht einen Tag genießen konnte. Ich war immer wieder raus. Dazwischen ging es nur darum, irgendwie die Trainingswochen zu überstehen. Es war sehr, sehr hart. Und rückblickend ist es sehr traurig, dass ich nie 100 Prozent geben und zeigen konnte, was ich wirklich kann.

War es ein Fehler, 2020 nach Köln zu gehen?

Nein. Niemand weiß schließlich, was geworden wäre, wenn ich in Berlin geblieben, oder anderswo gelandet wäre. Im Nachhinein kann man es als Fehler bezeichnen, weil es mich und den FC nicht weitergebracht hat. Aber das weiß man vorher nicht.

Dem FC hat es immerhin die Klasse gerettet. Sie hatten einen entscheidenden Anteil mit ihren Toren in der Relegation.

Daran denke ich gerne zurück. Manchmal ist ein Spiel, ein Einsatz wichtiger als alles zuvor. Ich bin froh, dass ich da helfen konnte.
„Kein Zorn! Ich hätte Köln gerne mehr gezeigt“

Gehen Sie am Ende im Zorn? Es schien zwischenzeitlich, als seien Sie und der FC zerstritten.

Nein. Auf keinen Fall! Ich muss die Verantwortung ja auch bei mir suchen und kann keinem einen Vorwurf machen. Niemand trägt eine Schuld. Und inzwischen geht es mir auch zu gut, um mich zu ärgern oder im Zorn zurückzublicken. Ich bin einfach nur froh, dass ich mein Leben wieder genießen kann und fit bin. Ich freue mich darauf, wieder Fußball zu spielen.

Beim FC reichte es dazu am Ende nicht mehr.

Ja. Ich hatte gehofft und gedacht, dass es noch klappt. Aber natürlich hatte der Trainer auch andere Optionen. Es ist einfach schade, dass ich mich ihm nicht früher in meiner jetzigen Verfassung präsentieren konnte. Ich hätte Köln gerne mehr gezeigt. Aber so ist das Leben.

Wo führt Ihr Weg hin?

Noch weiß ich das nicht. Was ich weiß ist, dass ich noch ein paar Jahre auf höchstem Niveau Fußball spielen kann und will. Und ich hoffe darauf, dass es Vereine gibt, die mir vertrauen. Ich weiß nicht, was ich erwarten kann. Aber ich weiß, dass ich fit und gesund bin und jeder Klub viel von mir erwarten kann.
„Ich kann noch auf höchstem Niveau spielen“

Haben Sie ein bevorzugtes Ziel?

Nein. Ich kenne die Bundesliga seit sechs Jahren. Aber ich bin auch offen für neue Herausforderungen. Ich will so hoch wie möglich spielen. Ich bin noch nicht fertig. Das möchte ich beweisen. Am liebsten natürlich in Europa, weil es für die Familie einfacher wäre. Aber ich warte ab, was kommt und hoffe, dass ich meine Chance kriege.

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