So denkt Rummenigge über Neuers Bayern-Zukunft

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Nach Wirbel um Nationaltorwart
So denkt Rummenigge über Neuers Bayern-Zukunft


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BILD: Die WM-Blamage im Winter 2022, aber sieben Bundesliga-Klubs im Achtelfinale der Champions- und Europa League. Wo steht der deutsche Fußball im März 2023, Herr Rummenigge?

Karl-Heinz Rummenigge (67): Die Nationalmannschaft hat zuletzt drei Turniere enttäuscht. Wir müssen also mit aller Entschlossenheit daran arbeiten, dass dort wieder bessere Ergebnisse erzielt werden. In der Bundesliga können wir uns glücklich schätzen, dass die Klubs in Europa bisher so gut performen. Ich stelle fest, dass die Qualität bei den meisten Top-Klubs in Europa oft höher ist als in vielen Nationalmannschaften. Es gibt nur noch wenige Länder, bei denen sich dieses Prinzip umkehrt. Bei den Franzosen, bei Portugal, Kroatien – und in England ist sie etwa gleich hoch. Weil sie alle eine Top-Nachwuchsarbeit betreiben. Vorbildlich auch für uns.

Wie meinen Sie das?

Nehmen wir das Problem, dass Deutschland seit einiger Zeit hat: die Nummer 9! Als Verein kannst du dir einen Mittelstürmer kaufen, als Verband nicht. Oder die Innenverteidigung. Da waren wir bei den letzten Turnieren auch nicht so gut aufgestellt. In der Bundesliga sind Schlüsselpositionen oft nicht von deutschen Spielern besetzt. Das macht es für Bundestrainer Hansi Flick nicht einfacher.
„Ich ziehe meinen Hut vor Union und Freiburg“

Sie haben mal gefordert, dass die Bundesliga sechs Teams braucht, die international nachhaltig wettbewerbsfähig sind – auch, um die Auslandsvermarktung der DFL zu verbessern. Ist die Liga auf einem guten Weg?

ch denke, es ist eher eine Momentaufnahme, nicht die Norm wie in England. Aber ich ziehe den Hut vor Union Berlin und dem SC Freiburg, die mit vergleichsweise geringen Mitteln einen Super-Job machen. Man kann deren Leistung gar nicht hoch genug bewerten. Die Nachhaltigkeit muss sich aber noch beweisen.

Weil Geld der alles entscheidende Faktor ist? Die englische Liga hat in dieser Saison rund drei Milliarden Euro für Transfers ausgegeben, die Bundesliga „nur“ rund 550 Millionen Euro.

Die Premier League treibt alle, selbst Klubs wie Real und Barça, vor sich her und in den Wahnsinn. Weil sie immer höhere Beträge in den Transfermarkt spült. Sie hat horrende TV-Verträge, die Klubs haben Milliardäre als Besitzer. Allein Chelsea hat jetzt mehr ausgegeben als die gesamte Bundesliga. Dieses Ungleichgewicht war seinerzeit ja auch mitverantwortlich für die Gründung der final gescheiterten Super League.

Die 36 DFL-Klubs diskutieren an diesem Wochenende wieder über den Einstieg eines Investors im Bereich Medienrechte, der bis Ende Juni erfolgen soll. Es gibt sechs Bewerber. Rund drei Milliarden Euro soll der Deal bringen. Ihre Meinung?

Ich würde den Einstieg eines Investors für eine kluge Entscheidung halten. Es würde die nationale und insbesondere die internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Ich glaube, dass so auch eine Balance zwischen werthaltiger Tradition und zukunftsweisender Vision geschaffen werden kann.
„Bei der TV-Auslandsvermarktung hinken wir meilenweit hinterher“

Und das Geld fließt direkt an die Spieler und deren Berater weiter?

Nein. Ein Investor muss neben seinem finanziellen Engagement auch vor allem Know-how mitbringen, einen Mehrwert, um zum Beispiel die Einnahmen aus der TV-Auslandsvermarktung wesentlich zu verbessern. Da hinken wir meilenweit hinterher. Darüber hinaus muss in die Infrastruktur der Liga investiert werden, vor allem in die digitale Zukunft. Etwa 5 G in allen Stadien, OTT (kurz für Over The Top, u.a. Video-Streaming im Internet; d. Red.) et cetera. Und ja, es muss ein Schlüssel gefunden werden, wie die übrige Summe X zwischen dem Ersten der Bundesliga und dem Letzten der 2. Liga seriös verteilt wird.

Sichert der Investoren-Einstieg auch 50 + 1?

Mein Eindruck ist, dass die Mehrheit der deutschen Fußballfamilie für den Erhalt der 50+1-Regel eintritt. Der Einstieg eines Investors wäre auch in dieser Beziehung positiv zu sehen. Die Unabhängigkeit der Klubs und die Integrität des Wettbewerbs bleiben nach dem Konzept der DFL-Kommission erhalten.

Welche deutschen Klubs kommen in der Champions League weiter?

Mit dem 1:0 in Paris hat Bayern München beste Voraussetzungen geschaffen, sie müssen es jetzt voll konzentriert zu Ende spielen. Man hat gesehen: Wenn Mbappé spielt, ist Paris eine andere Mannschaft. Aber Bayern kommt weiter! Dortmund auch gegen Chelsea. Für Leipzig wird es auswärts bei City sehr schwer, für Frankfurt noch schwerer. Die Eintracht hat das Pech, in Neapel gegen eine der zurzeit besten drei Mannschaften Europas zu spielen.

Jürgen Klopp hat in Liverpool Probleme. Wird er eher mal Bayern- oder Nationaltrainer?

Beim 2:5 gegen Real hat man gesehen, wie es in ihm arbeitet. Ich weiß nicht, welche Gedanken und Pläne er hat. Aber dem deutschen Fußball würden Kaliber wie Jürgen Klopp immer gut zu Gesicht stehen.

Julian Nagelsmann? „Der Job des Bayern-Trainers ist sehr herausfordernd, …“

Wie nehmen Sie Julian Nagelsmann als Bayern-Trainer wahr?

Jeder Bayern-Trainer wurde immer nach seinen Erfolgen, verbunden mit der spielerischen Qualität, bewertet. Ich glaube grundsätzlich, dass Julian ein guter Trainer ist. Der Job des Bayern-Trainers ist sehr herausfordernd, aber man darf auch nie vergessen: Der Klub und seine Philosophie müssen immer über allem stehen. Harmonie und Loyalität haben immer eine entscheidende Rolle für den Erfolg bei Bayern München gespielt.

Sie sagen, 2020 beim Champions-League-Triumph in Lissabon seien die Bayern-Spieler für Flick wie Löwen durch den Feuerreifen gesprungen. Ist das immer noch so?

Die drei Bayern-Trainer, die es aus meiner Sicht und zu meiner Zeit am besten gemacht haben, waren: Jupp Heynckes, der ein unglaubliches Verhältnis zur Mannschaft hatte, wie eine Art Vater-Figur. Dann Pep Guardiola, auch wegen seiner überragenden Qualität in der Tagesarbeit. Und Hansi Flick, der wie Jupp auch eng mit der Mannschaft war und auf Anhieb sechs Titel abgeräumt hat.

Mein Best-of-Wunsch für Manuel Neuer Ist das Tischtuch zwischen Bayern und Kapitän

Neuer nach Ski-Unfall, Trennung von Torwarttrainer Tapalovic und Attacke-Interview so zerschnitten, dass es im Sommer vorzeitig zur Trennung kommt?

Nein, dafür ist der gegenseitige Respekt viel zu groß. Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben. Ich habe Manuel kürzlich zufällig getroffen, der machte auf mich einen sehr guten Eindruck. Und er ist immer noch sehr ehrgeizig. Ich bin von seinem Comeback beim FC Bayern überzeugt.

Wer steht bei der Heim-EM 2024 als Nummer 1 im deutschen Tor?

Ich wünsche es Manuel. Hoffentlich auch als der Kapitän, der dann den Pokal entgegennimmt. Das wäre mein Best-of-Wunsch für das Sommermärchen 2.0.

Bild Zeitung
 
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