So verändert Mbappés 600 Mio.-Deal den Fußball

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Mehr Geld! Mehr Macht! Weniger Fans!
So verändert Mbappés 600 Mio.-Deal den Fußball



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„Ich bin hocherfreut, mitteilen zu können, dass ich meinen Vertrag bei Paris Saint-Germain verlängert habe. Ich bin überzeugt davon, dass ich mich hier weiterentwickeln kann. Bei einem Klub, der alles dafür tut, dass ich auf höchstem Level spielen kann. Ich bin auch hocherfreut, dass ich weiter in Frankreich spiele. Dem Land, in dem ich geboren wurde, in dem ich aufgewachsen bin und in dem ich mir einen Namen gemacht habe.“

Kylian Mbappé nach seiner Unterschrift unter seinen neuen PSG-Vertrag (gültig bis 2025)

★★★

Es war eine Unterschrift, die dem Weltmeister 300 Millionen Euro einbringt. Als Handgeld! Und noch mal 300 Millionen Gehalt. Derzeit liegt sein Salär bei geschätzten 20 Millionen Euro. Eine Unterschrift, die PSG-Fans versöhnt, aber die Ligen in Spanien und Frankreich gegen den Klub aufbringt. Die dem Spieler Mitspracherecht bei Transfers einbringt. Und die nicht zuletzt Fragen zum Financial Fairplay aufwirft.


Bis zum Schluss war es ein Duell zwischen Real Madrid und PSG. Lange Zeit sah es so aus, als würde Mbappé zum spanischen Rekordmeister wechseln. Daran hatte Kylians Mutter Fayza Lamari (48) gehörigen Anteil. Sie berät ihren Sohn und ging während der Verhandlungen immer wieder mit Details an die Öffentlichkeit. Im Mai bezeichnete sie Real als „erste Option“.

Die Botschaft kam an bei PSG – das Angebot wurde angeblich nochmals erhöht. Die katarischen Scheichs konnten es sich nicht leisten, im Jahr der WM das Gesicht des Klubs zu verlieren.

Aber auch Real lockte mit reichlich Kohle, und am Ende sollen die Offerten nahezu identisch gewesen sein. Den Ausschlag pro PSG gaben letztlich wohl die Rechte am eigenen Bild, das für private Werbeverträge wichtig ist. Real bot ihm nur 50 Prozent, wie bei den Madrid-Profis üblich. Paris überließ ihm die Rechte komplett.

Sein neuer Vertrag macht Mbappé, der in der Pariser Vorstadt Bondy groß wurde, zum Superstar in Frankreich – weit über den Fußball hinaus. Er wurde sogar in die Hauptnachrichtensendung des Senders TF1 eingeladen – ein Privileg, das normalerweise hauptsächlich Politikern vorbehalten ist. Bis zu 6,8 Millionen Franzosen schalteten ein, als er sprach. Eine Traumquote für die Sendung!

Dabei lief es für Mbappé im letzten Jahr alles andere als traumhaft. David Fioux, Journalist der französischen Sportzeitung „L’Équipe“: „Seine Beliebtheits-Werte waren nicht immer stabil. Im Sommer hat er im Achtelfinale der EM den entscheidenden Elfmeter gegen die Schweiz verschossen.“

Damals habe er zum ersten Mal das Image des Verlierers gehabt: „Und ein paar Wochen später hatte er das Image des Deserteurs, weil er zu Real Madrid wechseln wollte. Er wurde sogar von einigen Fans im eigenen Stadion ausgepfiffen. Aber er hat sich gewehrt, hat seine Leistung gebracht und wieder Tore gemacht – und die Meinung der Leute hat sich positiv entwickelt.“

Deshalb gab es auch nur zaghafte Kritik in Frankreich an den astronomischen Zahlen des neuen Vertrags. Das war im Ausland ganz anders.

Spaniens Liga-Boss Javier Tebas (59) nagelte auf Twitter gegen den Deal: „Die Zahlen, die kursieren, sind eine Beleidigung für den Fußball.“ Zudem kündigte La Liga an, den neuen Vertrag durch die Uefa und diverse EU-Behörden prüfen zu lassen.

Das wiederum brachte den Uefa-Präsidenten Aleksander Ceferin (54) auf die Palme. Der BBC sagte er: „Niemand hat der Uefa zu sagen, was sie zu tun hat.“ Hinter PSG steht Scheich Nasser Al-Khelaifi mit seiner Firma „Qatar Sports Investments“, die mit Geld aus Katar den neuen Kontrakt finanziert.

Verstößt die Vertrags-Verlängerung gegen Uefa-Recht? Das bisherige „Financial Fairplay“ der Uefa besagt, dass ein Klub nicht mehr Geld ausgeben darf, als er einnimmt.

Ceferin will keinen Verstoß erkennen: „Wir haben strenge Regeln für das finanzielle Fairplay. Wer sich an diese Regeln hält, kann an unseren Wettbewerben teilnehmen. Wer sich nicht daran hält, nicht. Ich habe diese Anschuldigungen ohne Grundlage satt!“

Aber auch in Italien sieht man den Deal kritisch. Luigi De Siervo, Chef der italienischen Serie A: „Was in Paris mit Mbappés neuem Vertrag passiert ist, ist nicht gut, es ist absolut böse. Wir müssen auf solche Dinge achten. Wenn es Vereine im Fußball gibt, die weiterhin so bombastische Summen zahlen, wird das System immer unhaltbar bleiben, nur von der Logik derer geleitet, die mehr Geld haben, insbesondere für Klubs, die den Staaten gehören und nicht einzelnen Unternehmern.“

Mbappé, der angeblich nie Bargeld oder eine Kreditkarte bei sich trägt, soll schon begonnen haben, Einfluss auf die Planung des Kaders zu nehmen. Laut Berichten aus Frankreich fordert er die Verpflichtung seiner Nationalmannschafts-Kollegen Aurélien Tchouaméni (22/AS Monaco) und Ousmane Dembélé (25/FC Barcelona). Sportdirektor Leonardo (52) wurde bereits am Wochenende entlassen, sein Nachfolger wird Mbappé-Entdecker Luís Campos (57).

Mehr Geld und mehr Macht für Mbappé in Paris. Dafür aber weniger Fans weltweit. Nach seiner Vertragsverlängerung bei PSG verlor der Stürmer über 700.000 Follower bei Instagram. Die hatten wohl gehofft, er würde bei Real unterschreiben.


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