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Sportpolitik / Über einen Urlaub, der keiner ist: Was sich mit dem neuen „congé sportif“ ändert

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Später als erhofft, aber dennoch ein Meilenstein für die Entwicklung des Luxemburger Sports: Das Tageblatt hat sich mit Frauen-Fußballnationaltrainer Dan Santos über die Vorteile des reformierten „congé sportif“ unterhalten.

Auf anderthalb Millionen Euro wurde die staatlichen Investitionen geschätzt, die der nationalen Sportwelt seit dem 1. Januar zugute kommen sollen. Die Reform des „congé sportif“, die im vergangenen Juli von der Abgeordnetenkammer gestimmt wurde, hilft nämlich nur nur Coaches und Sportlern, sondern soll besonders das Ehrenamt aufwerten. Was der neue Gesetzestext für Jugendtrainer, Teambetreuer und Co. bedeutet, erklärte Fußballnationaltrainer Dan Santos anhand von konkreten Beispielen für die anstehenden Monate.

Dreimal sechs Urlaubstage – im April, Juni und Juli – fallen bei der anstehenden Qualifikationskampagne der A-Nationalmannschaft an. Die werden gebraucht, um das Trainingslager und die Auswärtsreise der jeweiligen Doppeltermine abzudecken. Sollte das Damen-Team die Nations League auf den beiden ersten Tabellenplätzen abschließen, kämen noch einmal sechs weitere Tage für die Play-offs im Oktober hinzu. Schafft Luxemburg rein hypothetisch dann noch den Einzug in die Gruppenphase, würden die Spielerinnen und Trainer die festgelegte Maximalanzahl an Urlaubstagen des neuen „congé sportif“ überschreiten und müssten per Sonderregelung des Sportministeriums freigestellt werden.

„Seit dem 1. Januar sind es 25 Tage für die A-Mannschaft, also für Spielerinnen und die zuständigen Trainer“, erklärte Santos. „Im vergangenen Jahr waren es nur 12 Tage. Wir haben allerdings eine Ausnahme-Freistellung von Sportminister Georges Engel bekommen, sodass jeder eigentlich zu 90 Prozent auf den ‚congé sportif‘ zurückgreifen konnte und nur wenige der eigenen Urlaubstage draufgingen.“ Denn im Gegensatz zu den Herren, die seit Jahren allesamt bei Profivereinen unter Vertrag stehen und deshalb keinen „congé sportif“ anfragen mussten, gehen die meisten Fußballnationalspielerinnen derzeit einem Job nach.

Die Spielerinnen wissen, dass sie ab diesem Jahr nicht auf ihr privates Urlaubskonto zurückgreifen müssen. Ich versuche meinerseits so zu planen, dass wir die Maximalanzahl an Tagen nicht überschreiten.

Dan Santos, Fußball-Nationaltrainer

Auch der komplette Trainerstab der Frauen – zuständig für 150 Spielerinnen, von den U11-Mädchen bis hin zu der A-Auswahl – besteht zu 100 Prozent aus Arbeitnehmern, die neben dem Sport einer geregelten Arbeit nachgehen. „Die Reform macht vieles einfacher“, freut sich der Fußballlehrer, der 2023 die UEFA-Pro-Lizenz erhalten hat. „Die Spielerinnen wissen, dass sie ab diesem Jahr nicht auf ihr privates Urlaubskonto zurückgreifen müssen. Ich versuche meinerseits so zu planen, dass wir die Maximalanzahl an Tagen nicht überschreiten.“

Klarheit

Allerdings bestand noch etwas Unklarheit, was den nationalen Jugendbereich angeht. Denn in den vergangenen Monaten haben sämtliche Mädchen-Selektionen erste internationale Erfahrungen bei Qualifikationsturnieren im Ausland sammeln können. „2023 haben unsere Jugendtrainer und Betreuer bis zu 50 Prozent ihres privaten Urlaubs aufgeben müssen, um die Trainingslager zu organisieren und die Spielerinnen ins Ausland zu begleiten.“ Da es sich nicht um eine A-Auswahl handelte, sondern um Jugendmannschaften, war bislang nicht klar definiert, an welcher Stelle der Urlaub für die betroffenen Trainer angefragt werden musste: Würden diese Anfragen unter die Zuständigkeit des Sportministeriums oder des Ministeriums für Bildung, Kinder und Jugend fallen?

Denn bislang wurden Abwesenheiten für Aus- und Weiterbildungen vom sogenannten „congé jeunesse“ abgedeckt. Eine mehrtätige Auswärtsfahrt fiel dagegen nicht in diese Kategorie. Auch hier ist Verbesserung und Klarheit in Sicht: Mit der Einführung des neuen „congé sportif“ gehört die „Formation“ in Zukunft zum Zuständigkeitsbereich des Sportministeriums. Insgesamt 15 Trainer aus dem Nachwuchsbereich des Frauenfußballs sind in den nächsten Monaten von den Änderungen betroffen, da die unterschiedlichen Qualifikationsturniere im Ausland meist zwischen sechs und acht Tagen andauern. „Eigentlich war uns bislang nicht ganz klar, wie viele Tage beispielsweise ein U17-Trainer insgesamt beanspruchen durfte“, sagte Santos.

Vonseiten des Sportministeriums gab es am Mittwoch auf Tageblatt-Nachfrage hin exakte Erklärungen: Seit dem 1. Januar spielen Alterskategorien keine Rolle mehr – es muss bei der Anfrage des „congé sportif“ lediglich nachgewiesen werden können, dass es sich um einen internationalen Wettbewerb handelt. Die oben erwähnten 25 Tage können von allen Trainern angefragt werden, die für einen Verband im Einsatz sind. Begleiter, die sich beispielsweise im Ausland um administrative Angelegenheiten kümmern, können bis zu zwölf Tage anfragen.

Auch beim Basketballverband wühlte man sich in den vergangenen Wochen durch ein Rundschreiben. „Es wird dadurch vieles einfacher“, hieß es von offizieller Seite, „da den Coaches jetzt mehr Tage zur Verfügung stehen.“ Die große Aufstockung des Angebots ist in puncto Ehrenamt mehr als überfällig gewesen. „Als Trainer ist man mit dem Herzen bei der Sache. Da störte es dann auch nicht, dass hier und da ein Urlaubstag verloren ging. Allerdings wird es immer schwerer, Leute zu finden, die sich einsetzen. Wenn man sie, wie bisher, dann auch noch zwang, auf ihr eigenes Urlaubskonto zurückzugreifen … Dann macht irgendwann niemand mehr mit“, sagte Santos. Doch damit ist es ja jetzt vorbei.

Tageblatt
 
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