St. Pauli hilft beim Profi-Outing

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Homosexuelle Spieler im Fußball
St. Pauli hilft beim Profi-Outing


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„Toleranz und Respekt im gegenseitigen Miteinander“. Eine der Leitlinien des FC St. Pauli, mit der sich der Zweitligist gegen Diskriminierung, u.a. auch Homophobie im Fußball, positioniert.

Daher unterstützt der Klub ein Projekt des früheren Profis Marcus Urban (52). Der Kommunikationsberater, Coach und Redner plant für 2024 ein Gruppen-Coming-out von Profi-Fußballern. Start-Termin soll am 17. Mai sein, am Tag gegen Homophobie und Transphobie.
St. Pauli hilft beim Profi-Outing

Urban kennt Gründe und Umstände, die ein Bekenntnis zur eigenen Sexualität verhindern. Er outete sich 2007 als erster Profi-Fußballer in Deutschland. Da lag seine Karriere lange hinter ihm. Urban im FCSP-Podcast: „Sich verstecken zu müssen in der
Profi-Fußball-Welt, war sehr schwer. Ich habe da sehr gelitten.“

Ein Jahr nach dem Outing erschien seine Biografie „Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban“. Aufgewachsen in der früheren DDR durchlief er die Jugend-Nationalmannschaften des Landes, spielte für RW Erfurt. Urban: „Ich war auf dem Sprung in die 2. Bundesliga-Mannschaft, die haben damals im Europacup gespielt.“

Doch dazu kam es nicht. Urban: „Ich musste mich praktisch entscheiden zwischen Leben oder Fußball, wenn man es dramatisch formulieren will.“ Ein Grund, warum er sich seit 16 Jahren dafür engagiert, dass beides möglich ist.

Mit seiner Initiative will Urban homosexuellen Spielern eine digitale Plattform bieten, auf der sie ihre Geschichte erzählen können, will ihnen das Outing medial erleichtern. Der
FC St. Pauli hat dafür 1910 Euro zugesagt.

Die heutige Generation ist viel aufgeschlossener, hat Urban festgestellt: „Die Leute in den Bundesliga-Vereinen, in der Kommunikation oder der Geschäftsführung, die ticken wirklich anders als vor zehn, 15 Jahren. Das ist erfreulich.“

Seine Erfahrungen zeigen aber auch: Die Gründe, sich nicht zu outen, sind oft die gleichen wie zu seiner Zeit. Urban: „Die Befürchtung ist, dass man nicht mehr vermarktbar ist, Sponsoren abspringen, die Vereine einen im Stich lassen. Dass man gemobbt wird in der Kabine oder beim Auflaufen. Der Nächste will es nicht ansprechen, weil gerade Champions League ist und der Druck zu groß ist. Die Berater und Familien spielen natürlich eine Rolle. Die Leute im engeren Umfeld, die an den Spielern auch viel Geld verdienen.“

Die Folge? Urban: „Sie treffen sich im Heimlichen, an versteckten Ort, wo man sie nicht gleich findet. Sie sind in psychologischer Behandlung. Einige können nicht mehr. Und die Vereine wissen nichts davon, weil sie das verständlicherweise auch niemandem erzählen“

Der Ex-Spieler wirbt für sein Projekt: „Es wäre ein tolles Zeichen, wenn jetzt Sponsoren einsteigen würden, wenn Unternehmen und Vereine zeigen, dass es eine Fehleinschätzung der Spieler ist, dass man sie im Stich lässt.“


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