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Tageblatt-SerieWo ein Wille ist, ist auch ein Weg

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Man muss nicht immer jung sein, um Ambitionen im Sport zu haben. Dies beweist die Lebensgeschichte von Massimo Saputo, der sich als Ü40-Athlet auf internationalem Parkett unter Beweis stellt und weitere Bestzeiten anstrebt.

Freiheit bedeutete für den gebürtigen Sizilianer als Kind mit seinem BMX-Rad den nahegelegenen Berg mit seinem 680 Höhenmetern hochzufahren, oben angelangt aus einem Brunnen zu trinken und dann die Abfahrt zu bewältigen, ohne nur einmal die Bremsen zu betätigen. Eine ganz natürliche Leidenschaft, sich zu bewegen, mit Freunden Fußball zu spielen, sich im Laufen zu messen. Eine Leidenschaft, die auch keinen Abbruch fand, als der junge Massimo, nach vor dem Erreichen seines zehnten Lebensjahres, ein Gliedmaß verlor.

„Ein Unfall in der väterlichen Metzgerei hat mich meinen rechten Unterarm gekostet. Ich war alleine zu Hause, meine Brüder und Schwestern waren in einer Ferienkolonie und ich wollte Futter für unsere Katzen zubereiten. Da bin ich in eine Maschine geraten.“ Saputo betont, dass die Gesellschaft in den 1980er Jahren weitaus solidarischer war, es somit keiner Periode der Reintegration bedufte. So nahmen Schule und die spätere Ausbildung ihren üblichen Verlauf. „In Sizilien heißt es: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, so fasst Saputo heute diese Zeit zusammen.

Das familiäre Umfeld war die beste Unterstützung in dieser Situation. Die Liebe verschlägt Saputo dann 2000 nach Luxemburg, wo er bei einem Bauunternehmer technischer Leiter der Baustellen wird. Aber die Wetterbedingungen sind in Luxemburg anders als im Süden Italiens, weshalb er den Job wechselt und eine Anstellung in den Staatsarchiven findet, wo er seit 2002 für die Digitalisierung von alten Manuskripten zuständig ist.

Anfangs schließt sich Saputo der Schwimmgruppe der „Amicale sportive des handicapés“ im Lycée Michel Lucius an. Er fühlt sich hier sehr wohl, aber die Gründung seiner Familie bedingt auch einen Wohnungswechsel in den Nordwesten des Landes. Es folgt also eine lange sportliche Pause, in der die Familie mit drei Kindern im Vordergrund steht.
Ein langer Findungsprozess

Erst 2019 kommt die Idee bei Saputo auf, sich wieder intensiv sportlich zu betätigen. Der Wunsch, seiner Leidenschaft wieder nachzugehen, wird zu einem Hürdenlauf. „Ich musste wirklich kämpfen, um Informationen zu finden, welcher Verein einen Unterarmamputierten aufnehmen könnte. Selbst bei Info Handicap, die sehr hilfreich waren, war man mit der Suche nach einem Sportverein mit Para-Sport-Angeboten nicht so vertraut.“ Schließlich wird Massimo Saputo in Diekirch beim Celtic fündig. Vereinstrainer Brahim Raggui, heute Athletiktrainer bei der Jeunesse Esch, nimmt den inzwischen 43-jährigen Saputo in sein Team auf.

„Coach Raggui machte keinen Unterschied zwischen den validen Sportlern und mir als Para-Sportler. Dies gilt übrigens auch für meinen aktuellen Coach Chougrani.“

Einen emotionalen Rückschlag erlebt der Celtic-Sportler bei den nationalen Meisterschaften in Esch. Kaum hat er das Stadion betreten, heißt es von einem FLA-Verantwortlichen, dass er wohl teilnehmen kann, aber außer Wertung starten muss. Ohne eine plausible Erklärung. „Ich hatte keine technischen Vorteile gegenüber den anderen Athleten. Aufgrund der Aufregung lieferte ich ein schlechtes Rennen ab,“ so Saputo. „Aber ich bekam von einer Wettkampfrichterin, Marie-Paule Schmit, einen positiven Stimulus, ich sollte den LPC und Marc Kiefer kontaktieren.“

Dies war ein erster Schritt in die richtige Richtung, genauso wie die Entscheidung seines Trainers, ihm eine Lizenz in Frankreich beim AT2M Metz Métropole zu beantragen. „Etwas, das vieles für mich veränderte, war die Neueröffnung des Stadions in Nanzig und der Kontakt zu Jean-Marcel Martin vom Handisport Grand-Est.“

Saputo überlässt nichts dem Zufall und nutzt jede sich bietende Gelegenheit zum Trainieren.

Die Leidenschaft lebt weiter

So auch in Arlon bei der „Union lorraine athlétique“ (ULA). Hier fühlt er sich irgendwie von den Trainingseinheiten von Coach Sid Chougrani angezogen. Chougrani, ein früherer 3.000-Meter-Läufer, ist für seine militärisch geprägte Herangehensweise bekannt – und gibt Saputo eine Chance. „Nach den ersten Wochen hatte ich meinen Schritt bedauert, weil ich vorher nie solche Schmerzen in meinem Leben gespürt hatte“, so der Para-Sportler. „Sid fordert enorm viel, aber er gibt selbst alles, ist immer disponibel und investiert alles in seine Gruppe. Zudem hat er großen Respekt vor seinen Sportlern.“

Die Mischung stimmt und Chougrani ist überrascht vom Einsatz seines neuen Schützlings. Eine Einladung des LPC zu einem Wettbewerb nach Leverkusen gibt dem Ganzen eine neue Dimension. „Ich kam aus dem Urlaub aus Boulogne-sur-Mer und musste nach einer langen Autofahrt und einem kurzen Aufwärmen gleich drei Rennen über 100 Meter, 400 Meter und erstmalig über 800 Meter bestreiten. Aber es war der Schlüssel für die aktuellen internationalen Wettbewerbe, denn meine Klassifizierung in die Kategorie T47 war die Folge. Ich war mir der ganzen Organisation rund um die Klassifizierungen nicht bewusst.“

Massimo Saputo steigert sein Training und nimmt an zahlreichen Wettbewerben in Frankreich und Belgien teil. Vor einem Jahr startet er erstmalig international für den LPC in Nottwil. Weitere Weltcup-Erfahrungen folgen, in Jesolo und letzte Woche in Paris, sowie die Aufnahme in den neuformierten LPC-Promotionskader: „Eine Anerkennung für meinen Einsatz und meine Leistungen.“

Eine mögliche Teilnahme an den Paralympics im August in Paris stand plötzlich im Raum, aber trotz stetiger Verbesserungen sowohl über die 100-Meter- Sprintstrecke als auch über 400 Meter reicht es nicht für die Erfüllung der Qualifikationsnormen. Ein ultimativer Test steht noch am 29. Juni in Brüssel an.

Mit dem Scheitern für Paris 2024 stirbt keineswegs die Leidenschaft beim lebensfreudigen Leichtathleten. „Ich werde keineswegs aufhören und weiterhin vier bis fünf Mal auf der Piste sowie im Kraftraum trainieren. Es gibt ja noch weitere Weltcups, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften. Die nächsten Paralympics finden 2028 in Los Angeles statt.“

Der Weg bleibt der gleiche, nur das Ziel ändert sich. Saputos Leidenschaft lebt weiter – eine Leidenschaft, welche er gerne teilen und weitergeben will, wie bei seinen Einsätzen in puncto Sensibilisierung in zahlreichen Schulen.

War früher seine Freiheit gleichgestellt mit BMX-Fahrrad und schneller Bergabfahrt, so genießt Saputo jetzt ein ähnlich starkes Gefühl, allerdings in Spikeschuhen und im Oval eines Leichtathletikstadions.

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