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- Out 5, 2021
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„Hat mich krank gemacht“
Wie es nach einem Renovierungspfusch für eine Düdelingerin weiterging
Ein Escher Bauunternehmen pfuschte bei der Renovierung von Jenny Leonardis’ Haus. Der Mann, den sie dafür verantwortlich macht, ist nach einer Pleite weiter in dem Bereich aktiv. Die Düdelingerin warnt – damit nicht noch mehr Menschen zum Opfer werden.
„Ich war schockiert, wie viele fremde Menschen mir danach schrieben. Leute, die alles verloren haben und sich bei mir bedankten“, erzählt Jenny Leonardis bei einem Gespräch an ihrem Esszimmertisch. Unter ihren Füßen bröckeln bereits die Fugen der erst vor zwei Jahren neu verlegten Fliesen in Holzoptik – das Ergebnis einer missglückten Renovierung ihres Hauses. Eine Firma mit Sitz in der Escher rue du Brill pfuschte auf der Baustelle und hinterließ unter anderem einen Balkon in desolatem Zustand, über die Toilette entsorgten Bauschutt und zahlreiche Farbflecke. Auf 78 Seiten dokumentierte ein Gutachter später zahlreiche Mängel.
Jenny Leonardis setzte die Arbeiter vor die Tür und machte ihre Geschichte im letzten November im Tageblatt öffentlich. „Mehrere Dutzend Menschen haben sich nach dem Artikel über die sozialen Medien bei mir gemeldet – viele waren erleichtert, nicht als Einzige so etwas erlebt zu haben. Denn man fühlt sich wie ein Vollidiot“, sagt die 47 Jahre alte Frau neun Monate nach der Veröffentlichung ihrer Geschichte. Inzwischen haben andere Firmen die Arbeiten in ihrem eigentlich so liebgewonnenen Zuhause vollendet: Der Balkon ist fast fertig renoviert, die Elektrik fertiggestellt und die Fliesen verlegt.
Aber die Kacheln im Esszimmer – damals verlegt von der Escher Firma „Eva Habitat“– müssen wohl bald nachgebessert werden. „Es wurde nicht sauber gearbeitet und jetzt lösen sich die Fugen. Entweder muss gleich alles neu gemacht werden oder ich warte, bis die Fliesen brechen“, erklärt die alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen. So oder so: Sie zahlt doppelt für Arbeiten, die längst erledigt sein sollten. Etwa 35.000 Euro hat der Baupfusch die 47-Jährige laut eigener Schätzung gekostet, inklusive Kosten für die Dokumentation der Mängel und für eine Anwältin.
Bleibende Folgen
Weil sie die Firma trotz Vertrags hinauswarf, suchte sie danach rechtlichen Rat. Von einer Klage riet die Anwältin ab: „Bei insolventen Betrieben bleibt am Ende oft nichts mehr für die Kundschaft übrig“, so Jenny Leonardis. Vor allem, wenn wie bei „Eva Construction“ damals noch Angestellte auf ihre Löhne warten. Außerdem ist die Düdelingerin nicht allein: In einer WhatsApp-Gruppe haben sich fünf weitere Betroffene zusammengeschlossen, bei denen die Häuser nach der Renovierung nicht besser, sondern schlimmer aussahen.
Bei ihnen allen hat der Baupfusch Spuren hinterlassen, schon alleine finanziell. Jenny Leonardis: „Ich hatte immer Geld als Puffer auf der Seite. Jetzt ist alles draufgegangen und ich habe Schulden.“ Sie habe immer gut auf ihre Ausgaben geachtet, doch jetzt mussten ihre Eltern einspringen – dafür schämt sich die so taff wirkende Frau. „Die Situation hat mich traurig und krank gemacht. Es macht was mit einem, wenn so etwas passiert.“ Wenn sie einen harten Tag hat und ihr zu Hause mal wieder Überbleibsel des Pfuschs auffallen, könnte sie weinen.
Jenny Leonardis wünscht dem früheren Geschäftsführer – den sie für die Schlamperei am Bau verantwortlich macht, da er seine Angestellten unter extremem (Zeit-)Druck arbeiten ließ – nichts Schlechtes. Nach der Pleite seiner Firma hatte sie allerdings gehofft, dass Ignace Tchaha nie wieder in der Branche arbeiten würde. Nun wurde ihr berichtet, dass der Mann erneut auf einer Baustelle in Düdelingen aktiv ist. Der Besuch dort zeigt: „Eva Habitat“ – also ein Betrieb mit ähnlichem Namen, ebenfalls mit Sitz in der Escher Brillstraße, an dem Ignace Tchaha 24 Geschäftsanteile hält und als Bauleiter eingestellt ist – errichtet dort ein Einfamilienhaus.
Scharfe Kritik
„Hut ab – man muss ihm eigentlich gratulieren. Er weiß genau, wie man Gesetze umgeht und schnell zu Geld kommt“, meint Jenny Leonardis mit bitterem Respekt. Ihre Wut richtet sich vor allem gegen den Staat, der ihr zufolge „mit unnützen Gesetzen solche Firmen schützt“. Die legislativen Texte sind ihrer Meinung nach veraltet und müssten dringend reformiert werden. Außerdem weist sie darauf hin, dass Betrugsopfer nicht immer die finanziellen Möglichkeiten haben, um für eine Expertise und die Dokumentation von entstandenen Mängeln zu bezahlen.
Damit nicht noch mehr Menschen Opfer des Mannes werden, mit dem Jenny Leonardis und weitere Haushalte schlechte Erfahrungen gemacht haben, ließ sie die derzeitige Bauherrenfamilie über ihre Situation informieren. „Der Mann war erschrocken und will nun sicherstellen, dass immer jemand auf der Baustelle ist“, erzählt sie. Eine echte Garantie sieht die Düdelingerin aus eigener Erfahrung darin nicht. Als Flugbegleiterin legte sie ihre Schichten nämlich so, dass sie oft nachmittags auf der Baustelle war – freie Tage verbrachte sie ganz dort. Sprach sie die Arbeiter auf ihre schlampige Arbeit an, hieß es nur: „Unser Chef hat gesagt, wir sollen das so machen.“
Jenny Leonardis lebt jetzt mit der ständigen Angst, bei sich zu Hause weitere Mängel zu entdecken: „Ich hoffe, dass nicht plötzlich etwas Schwerwiegendes auftaucht – wie eine Mauer, die aufgestemmt werden muss, um an eine Leitung zu kommen.“ Zwar erhielt sie nach dem Pfusch Unterstützung von anderen Firmen, doch das Vertrauen in die Branche ist erschüttert: „Ich denke immer, ‚der will mich abzocken’. Das ist schade für die, die gewissenhaft arbeiten.“ Trotzdem will sie sich die Freude an ihrem Heim nicht nehmen lassen. „Ich bin eigentlich glücklich hier. Das Gebäude stammt aus den 70ern, aber ich habe sofort sein Potenzial gesehen“, sagt Jenny Leonardis. Und: „Ich würde alles wieder so machen – nur mit einer anderen Firma.“
Tageblatt
Wie es nach einem Renovierungspfusch für eine Düdelingerin weiterging

Ein Escher Bauunternehmen pfuschte bei der Renovierung von Jenny Leonardis’ Haus. Der Mann, den sie dafür verantwortlich macht, ist nach einer Pleite weiter in dem Bereich aktiv. Die Düdelingerin warnt – damit nicht noch mehr Menschen zum Opfer werden.
„Ich war schockiert, wie viele fremde Menschen mir danach schrieben. Leute, die alles verloren haben und sich bei mir bedankten“, erzählt Jenny Leonardis bei einem Gespräch an ihrem Esszimmertisch. Unter ihren Füßen bröckeln bereits die Fugen der erst vor zwei Jahren neu verlegten Fliesen in Holzoptik – das Ergebnis einer missglückten Renovierung ihres Hauses. Eine Firma mit Sitz in der Escher rue du Brill pfuschte auf der Baustelle und hinterließ unter anderem einen Balkon in desolatem Zustand, über die Toilette entsorgten Bauschutt und zahlreiche Farbflecke. Auf 78 Seiten dokumentierte ein Gutachter später zahlreiche Mängel.
Jenny Leonardis setzte die Arbeiter vor die Tür und machte ihre Geschichte im letzten November im Tageblatt öffentlich. „Mehrere Dutzend Menschen haben sich nach dem Artikel über die sozialen Medien bei mir gemeldet – viele waren erleichtert, nicht als Einzige so etwas erlebt zu haben. Denn man fühlt sich wie ein Vollidiot“, sagt die 47 Jahre alte Frau neun Monate nach der Veröffentlichung ihrer Geschichte. Inzwischen haben andere Firmen die Arbeiten in ihrem eigentlich so liebgewonnenen Zuhause vollendet: Der Balkon ist fast fertig renoviert, die Elektrik fertiggestellt und die Fliesen verlegt.
Aber die Kacheln im Esszimmer – damals verlegt von der Escher Firma „Eva Habitat“– müssen wohl bald nachgebessert werden. „Es wurde nicht sauber gearbeitet und jetzt lösen sich die Fugen. Entweder muss gleich alles neu gemacht werden oder ich warte, bis die Fliesen brechen“, erklärt die alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen. So oder so: Sie zahlt doppelt für Arbeiten, die längst erledigt sein sollten. Etwa 35.000 Euro hat der Baupfusch die 47-Jährige laut eigener Schätzung gekostet, inklusive Kosten für die Dokumentation der Mängel und für eine Anwältin.
Bleibende Folgen
Weil sie die Firma trotz Vertrags hinauswarf, suchte sie danach rechtlichen Rat. Von einer Klage riet die Anwältin ab: „Bei insolventen Betrieben bleibt am Ende oft nichts mehr für die Kundschaft übrig“, so Jenny Leonardis. Vor allem, wenn wie bei „Eva Construction“ damals noch Angestellte auf ihre Löhne warten. Außerdem ist die Düdelingerin nicht allein: In einer WhatsApp-Gruppe haben sich fünf weitere Betroffene zusammengeschlossen, bei denen die Häuser nach der Renovierung nicht besser, sondern schlimmer aussahen.
Bei ihnen allen hat der Baupfusch Spuren hinterlassen, schon alleine finanziell. Jenny Leonardis: „Ich hatte immer Geld als Puffer auf der Seite. Jetzt ist alles draufgegangen und ich habe Schulden.“ Sie habe immer gut auf ihre Ausgaben geachtet, doch jetzt mussten ihre Eltern einspringen – dafür schämt sich die so taff wirkende Frau. „Die Situation hat mich traurig und krank gemacht. Es macht was mit einem, wenn so etwas passiert.“ Wenn sie einen harten Tag hat und ihr zu Hause mal wieder Überbleibsel des Pfuschs auffallen, könnte sie weinen.
Jenny Leonardis wünscht dem früheren Geschäftsführer – den sie für die Schlamperei am Bau verantwortlich macht, da er seine Angestellten unter extremem (Zeit-)Druck arbeiten ließ – nichts Schlechtes. Nach der Pleite seiner Firma hatte sie allerdings gehofft, dass Ignace Tchaha nie wieder in der Branche arbeiten würde. Nun wurde ihr berichtet, dass der Mann erneut auf einer Baustelle in Düdelingen aktiv ist. Der Besuch dort zeigt: „Eva Habitat“ – also ein Betrieb mit ähnlichem Namen, ebenfalls mit Sitz in der Escher Brillstraße, an dem Ignace Tchaha 24 Geschäftsanteile hält und als Bauleiter eingestellt ist – errichtet dort ein Einfamilienhaus.
Scharfe Kritik
„Hut ab – man muss ihm eigentlich gratulieren. Er weiß genau, wie man Gesetze umgeht und schnell zu Geld kommt“, meint Jenny Leonardis mit bitterem Respekt. Ihre Wut richtet sich vor allem gegen den Staat, der ihr zufolge „mit unnützen Gesetzen solche Firmen schützt“. Die legislativen Texte sind ihrer Meinung nach veraltet und müssten dringend reformiert werden. Außerdem weist sie darauf hin, dass Betrugsopfer nicht immer die finanziellen Möglichkeiten haben, um für eine Expertise und die Dokumentation von entstandenen Mängeln zu bezahlen.
Damit nicht noch mehr Menschen Opfer des Mannes werden, mit dem Jenny Leonardis und weitere Haushalte schlechte Erfahrungen gemacht haben, ließ sie die derzeitige Bauherrenfamilie über ihre Situation informieren. „Der Mann war erschrocken und will nun sicherstellen, dass immer jemand auf der Baustelle ist“, erzählt sie. Eine echte Garantie sieht die Düdelingerin aus eigener Erfahrung darin nicht. Als Flugbegleiterin legte sie ihre Schichten nämlich so, dass sie oft nachmittags auf der Baustelle war – freie Tage verbrachte sie ganz dort. Sprach sie die Arbeiter auf ihre schlampige Arbeit an, hieß es nur: „Unser Chef hat gesagt, wir sollen das so machen.“
Jenny Leonardis lebt jetzt mit der ständigen Angst, bei sich zu Hause weitere Mängel zu entdecken: „Ich hoffe, dass nicht plötzlich etwas Schwerwiegendes auftaucht – wie eine Mauer, die aufgestemmt werden muss, um an eine Leitung zu kommen.“ Zwar erhielt sie nach dem Pfusch Unterstützung von anderen Firmen, doch das Vertrauen in die Branche ist erschüttert: „Ich denke immer, ‚der will mich abzocken’. Das ist schade für die, die gewissenhaft arbeiten.“ Trotzdem will sie sich die Freude an ihrem Heim nicht nehmen lassen. „Ich bin eigentlich glücklich hier. Das Gebäude stammt aus den 70ern, aber ich habe sofort sein Potenzial gesehen“, sagt Jenny Leonardis. Und: „Ich würde alles wieder so machen – nur mit einer anderen Firma.“
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