WM-Aus 8 Monate nach EM-Sieg Wie konnte das nur passieren?

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WM-Aus 8 Monate nach EM-Sieg
Wie konnte das nur passieren?

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BILD-Italien-Reporter analysiert das historische Scheitern der Azzur

Aus den Azzurri („Die Blauen“ ) sind die Grigi („Die Grauen“) geworden.

256 Tage nach dem Triumph im EM-Finale über England in Wembley flossen wieder Tränen, diesmal vor Frust.

Europameister Italien scheitert im Play-off-Halbfinale in Palermo an Nordmazedonien (0:1). Das ist noch viel peinlicher als die verpasste WM-Quali 2018 gegen Schweden.

Man muss sich das nur mal vor Augen führen: Das letzte K.o.-Spiel der Italiener bei einer WM war das im Elferschießen gegen Frankreich gewonnene Finale in Berlin 2006! Danach gab es zwei Vorrunden-Pleiten (2010 und 2014) sowie zwei verpasste Turniere (2018 und 2022).

Und sollte sich Italien für die WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA qualifizieren, säßen italienische Teenager vorm Fernseher, die ihr Land ERSTMALS in ihrem Leben bewusst bei einer WM sehen! Und so etwas in einem derart Fußball-verrückten Land ...

WM-Aus 8 Monate nach EM-Sieg: Wie konnte das passieren?

Natürlich ist dieses historische Scheitern eine Sensation. Italien hat noch nie zweimal hintereinander bei einer WM gefehlt. Aber dieses Aus kam nicht völlig überraschend. BILD analysiert die wichtigsten Gründe.

Tor-Flaute

Das größte Problem! 32 (!) Torschüsse gegen Nordmazedonien, aber kein Tor gegen die Nummer 67 der Weltrangliste. Ciro Immobile (32) ist bei Lazio Rom und in der Serie A zwar DER Knipser-König, in der Nazionale aber eben nicht. Nach dem EM-Sieg gab es in der WM-Quali nur noch einen Sieg (5:0 gegen Litauen), aber vier Remis mit einer Tor-Bilanz von nur 2:2.

Der Trainer

„Mancio, der Magier“ – das ist der Spitzname von Trainer Roberto Mancini (57). Doch dessen Zauber war schon vor dem Play-off-Debakel verflogen. Mancini konnte die Euphorie des Sommers nicht weitertragen. Bei der verdient gewonnenen EM war sein Team zunächst beflügelt durch die drei Gruppensiege in Rom.

Danach schweißte die schwere Verletzung von Leonardo Spinazzola (32/Achillessehnen-Riss beim 2:1 im Viertelfinale gegen Belgien) die Mannschaft noch mehr zusammen. Aber der große Erfolg machte Italien satt. Und Mancini versäumte es, die Mannschaft „aufzufrischen“.

Nervenschwäche

Extrem! Bei der EM noch Siege im Halbfinale und Finale nach Elferschießen. Aber: Allein Chelsea-Star Jorginho (30) hat in den Gruppen-Endspielen gegen die Schweiz (0:0 und 1:1) jeweils einen Elfer und damit das direkte WM-Ticket verballert.

Dabei hatte auch er schon im EM-Finale seinen Elfer verschossen. Die Angst vor einem erneuten Scheitern in der Qualifikation lähmte das Team gegen die Nordmazedonier von Minute zu Minute mehr.

Verletzungen & Form-Tiefs

Mit Juve-Stürmer Federico Chiesa (24/Kreuzbandriss) fehlte Italiens bester Offensivspieler der EM und mit Spinazzola der überragende Linksverteidiger des Turniers. Torwart Gianluigi Donnarumma (23) sah gegen Nordmazedonien beim Gegentor schlecht aus, ähnlich wie zuletzt mit PSG gegen Real.

Klub-Blamagen

2010 gewann Inter Mailand die Champions League, der letzte internationale Klub-Titel für Italien. Bis auf Atalanta Bergamo (in der Europa League) und die AS Roma (Conference League) sind alle italienischen Europacup-Teams dieser Saison schon raus. Eine internationale Schwäche, die sich auch jetzt bei der Nationalelf widerspiegelte.

Falscher Fokus

Viele Klubs denken nur an kurzfristigen Erfolg mit Spielern aus dem Ausland, der eigene Nachwuchs wird zu wenig eingebunden. Das unterstreicht auch Ex-Nationaltrainer Arrigo Sacchi (75) in der Gazzetta dello Sport: „Unsere Jugendabteilungen sind voll mit Spielern aus dem Ausland, die gekauft werden wie Obst und Gemüse, die Klubs sind höchstverschuldet, die Teams gewinnen außerhalb Italiens nichts mehr und niemand sagt etwas?“

Wie geht es mit Italien weiter?

Am Dienstag (20.45 Uhr) tritt Italien zu einem Freundschaftsspiel in der Türkei an. Das war im Vorfeld für den Fall des Ausscheidens abgeschlossen worden. Völlig offen, ob Mancini danach als Trainer bleibt. Er sagte direkt nach dem Spiel in Palermo: „Der Gewinn der EM war der wunderbarste Moment meiner Karriere. Was an diesem Abend passiert ist, ist meine größte Enttäuschung. Die Enttäuschung ist jetzt zu groß, um über die Zukunft zu reden.“

Der italienische Verband will den Coach halten, Präsident Gabriele Gravina (68): „Ich hoffe, dass Roberto Mancini bei uns bleibt. Wir haben ein Projekt mit ihm.“ Schließlich hatte Mancini erst kurz vor der EM bis 2026 verlängert – der Titelgewinn schien der Beginn einer neuen Ära zu sein. Dieser Weg ist vorerst gestoppt.

Ob mit oder ohne Mancini – Trainer-Legende Sacchi fordert grundlegende Reformen. „Wir dürfen uns nicht auf die alten Muster versteifen, wir dürfen nicht denken, die Probleme lösen wir, indem wir Personen austauschen. Der Ansatz, die Idee muss verändert werden.“

Bild Zeitung
 
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