Zverevs Familien-Beben aus dem Nichts

Roter.Teufel

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Olympiasieger zählt Familie an
Zverevs Familien-Beben aus dem Nichts


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Wie der Sportbild-Reporter den Familien-Krach erlebt

So hat man Alexander Zverev (26) noch nicht erlebt!

Egal, wie gut oder nicht gut man den Tennis-Star kennt, dass er seine Familie öffentlich angeht, das ist neu, auch für mich, den Sportbild-Reporter. Und übrigens auch für eben jene Familie. Natürlich bezog der Olympiasieger seine Kritik auf das rein Sportliche.

Nach dem Viersatz-Sieg in der 2. Runde von
Wimbledon gegen den japanischen Nobody Yosuke Watanuki (25) beschwerte sich Zverev darüber, dass man sich im Team vorher nicht zusammengesetzt und über den Asiaten gesprochen habe. „Da hat mein Trainer-Team keinen so guten Job gemacht heute“, sagte er.

Und warf ihr indirekt eine Urlaubs-Mentalität vor: „Die haben sich alle so ein bisschen zurückgelehnt. Und das darf man bei einem Grand Slam nicht machen.“ Das Trainer-Team, das sind Vater Alexander senior (63) und Bruder Mischa (35), in London vor allem fürs Sparring zuständig. Die bekamen schon während der Partie den Zorn des Jüngsten im Bunde ab.

Mit Gesten und auch lautstark auf Russisch beschwerte er sich schon im ersten Spiel der Partie, weil er von der Aufschlag-Stärke des Gegners sichtlich überrascht war. Dass er in die Box schreit, ist nicht neu. Das passiert immer mal wieder und das erlebte ich schon oft.
Am Bekanntesten ist der Streit mit seinem Vater beim ATP-Cup 2020 in Brisbane, wo er ihm lautstark sagte: „Halt die Klappe! Was redest du da?“ Der Unterschied zu Wimbledon 2023 ist, dass bislang nach dem Matchball immer alles vergessen war. Allenfalls wurde es in den eigenen vier Wänden aufgearbeitet. Nun aber folgte das Zverev-Beben aus dem Nichts.

Denn plötzlich geht Zverev den Weg über die Öffentlichkeit – ohne Vorwarnung. Meist ist er nach Niederlagen oder schlechten Spielen maulfaul und hat nur einsilbige Antworten parat. Diesmal saß er locker vor den Medien, plauderte, man kann schon fast sagen, gut gelaunt, munter drauf los und brachte sich in einen wahren Redeschwall. Denn auch so ist Zverev: Wenn was raus muss, neigt er dazu, es auch rauszulassen. Und das ist gut so.

In der Box schauten alle nach seinen Beschwerden zu Bruder und Papa. Mischa schüttelte nur den Kopf. Er schien zu denken: „Junge, du warst mal die Nummer 2 der Welt. Du wirst wohl die Nummer 116 lesen können. Stell dich nicht so an!“

Aber natürlich muss man sich über den Gegner im Vorfeld unterhalten. Vielleicht nicht, wenn es gegen Novak Djokovic oder Rafael Nadal geht. Da weiß jedes Baby, was auf einen zukommt. Aber gegen Watanuki sieht das eben anders aus.Da stellt sich die Frage: Warum hat Zverev abends offenbar nichts zu seiner Familie gesagt? Warum hat er nicht beim Frühstück im gemeinsamen Haus nur drei Minuten von der Anlage entfernt gesagt: „Familie, wir haben noch nicht über den Gegner gesprochen. Auf was muss ich mich einstellen?“

Die Frage wurde ihm gestellt, er konnte sie nicht beantworten. Er wartete ab, und das zu lange. Zverev verwies nur darauf, dass andere den Job machen müssen, den sonst Tobias Kamke als Analytiker übernimmt. Doch der spielt Bundesliga und ist nicht in London.

Das weiß der Hamburger natürlich. Und gerade deswegen hätte er seinem aus der Familie bestehendem Trainer-Team irgendwann sagen müssen: „Los, lasst uns über den Japaner reden.“ Aber die Verantwortung komplett wegzuschieben, damit macht er es sich ein bisschen zu einfach.

Jedenfalls war ich von dem Angriff überrascht und bin gespannt, ob er Nachwirkungen hat. Die Zverevs waren bislang immer von einem starken Zusammenhalt geprägt. Egal, welche Schwierigkeiten der jüngere Sohn in den vergangenen Jahren zu bewältigen hatte, die Liebsten standen wie ein Fels hinter ihm.

Gerade deshalb wäre ich, nachdem die Aussagen medial ihre Runde machten, gern Mäuschen im Hause Zverev gewesen. Nahmen ihn Vater und Mischa volley? Schmetterte er zurück?

Auf so einen Kindergarten werden es die Älteren nicht ankommen lassen. Mein Tipp: Mama Irina ist das Geheimnis. Sie wird die Wogen glätten. Bruder und Papa ignorierten das Gesagte und machten weiter wie bis vor Watanuki. Sie setzten sich hin und schauten, was Matteo Berrettini, der Gegner am Samstagabend, kann.

Aber das weiß Zverev besser als alle anderen. Mit dem Italiener trainierte er nämlich vor kurzem.

Sport Bild
 
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