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Roter.Teufel

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„Draufhauen“-Debatte um Nationalelf:
„Wir haben einen Haufen Schönwetterspieler“


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Sport-Psychologe rechnet mit unseren Stars ab

Deutschland diskutiert über diese Sätze des Bundestrainers!

Als Julian Nagelsmann (38) gefragt wurde, ob er nach der fast schon blamablen ersten Hälfte in Luxemburg in der Kabine laut wurde, sagte er: „Dieselbe Frage habe ich mir Ende der ersten Halbzeit auch gestellt, wie ich da aufdribble. Am Ende habe ich schon das Gefühl, dass die Mannschaft das gerade nicht verträgt, wenn man super draufhaut.“

Klingt danach, dass wir eine ziemlich fragile Wackel-Truppe haben, die mit Kritik nicht umgehen kann.

BILD fragte Sport-Psychologe Matthias Herzog (48), wie er die Worte von Nagelsmann beurteilt. Herzog: „Es ist tatsächlich so: Nagelsmann merkt, dass die Mannschaft instabil und fragil ist. Man denkt, lautes Draufhauen hat auch schon was gebracht, aber da brauchst du die Charaktere dazu. So wie früher Kahn, Effenberg, Schweinsteiger, bei denen wirkt das. Wir haben aber aktuell einen Haufen Schönwetterspieler, die brauchen alle schönes Klima. Die tun sich schwer mit Kritik. Da bewirkt Lautstärke und Draufhauen eher, dass die Spieler in eine Angststarre geraten – wie ein Karnickel. Dann kommen Stresshormone bei den Spielern hoch, das bewirkt dann eher das Gegenteil. Die sind alle sehr sensibel. Es ist heute viel schwerer, mit den Fußball-Millionären umzugehen.“

Was macht man denn, wenn es nichts zu loben gibt?

Nagelsmann blieb ruhig, erklärte inhaltlich, was anders werden muss. Das klappte, Deutschland siegte noch mit 2:0. Herzog: „Ich bin eigentlich ein Freund vom Hallo-Wach-Effekt. Aber du brauchst dann eben auch klare Leader, die das dann umsetzen. Wenn du da keinen hast, dann kommst du mit Rumschreien nicht weit. So ist es dann besser, übers Inhaltliche, Sachliche zu gehen. Ans Miteinander appellieren. Näher zusammenrücken. Liebe verteilen und damit verbunden auch Vertrauen schenken. Auch wenn es nichts zu loben gibt, es gibt immer positive Dinge. Es steht immer noch die 0. Und dann muss man eben gucken, was man besser machen kann. Über einfache Dinge sich Sicherheit und Selbstvertrauen holen. Und du brauchst dann einen Kreativen wie Sané, der zum Glück mal seine Momente hatte. Der Typ kann es ja, wenn er denn will und er sich geliebt fühlt. Dann kann schnell der Schalter umgelegt werden. Und das kann dann auch für das Spiel am Montag einen wichtigen Effekt geben.“

Aber: Um nächstes Jahr bei der WM um den Titel mitzuspielen, wird das allein nicht reichen. Herzog: „Ich finde schon, dass wir uns da Sorgen machen dürfen. Es fehlen die Charaktere, die Alphamännchen. Wie Kahn und Ballack 2002. Mit denen haben wir es trotz des schwachen Fußballs ins Finale geschafft. Das zeigt, was solche Typen ausmachen können. Aber aktuell ist es eher so, dass du den Spielern ganz viel Liebe schenken musst. Und dann hoffen, dass sie in den Flow kommen. Dann kann es schon klappen, wir haben ja die Qualität, siehe Musiala oder Wirtz. Aber es kann fatal werden, wenn es mal nicht läuft in einem Turnier. Da brauchst du dann auch Arschlöcher auf dem Platz. Die muss Nagelsmann finden. Nur mit Kuschelkurs wird es nicht funktionieren. Du brauchst auch teamfähige Egoisten. Gerade in den großen Momenten, in den K.o.-Spielen, im Finale, Halbfinale. In Momenten wie bei der EM gegen Spanien. Nur Schönwetter, das geht da nicht!“

Für Herzog ist die mangelnde Kritik-Fähigkeit und Härte nicht nur ein Fußball-Thema: „Es spiegelt eins zu eins die Situation in unserer Gesellschaft. Viele sind lethargisch und hilflos, auch angesichts der Lage in der Welt. Gerade junge Leute, die Generation Z: Die wollen alle Freiheit, Abenteuer, sind aber nicht mehr bereit, durch den Dreck zu gehen. Es gibt kaum noch Leute, die richtig Gas geben. Alle sind weichgekuschelt, nicht mehr belastbar. Sie brauchen sich nicht mehr quälen, das ist gefährlich. Wir kennen alle das Prinzip von Säen und Ernten. Die junge Generation meint heute das Säen zu überspringen und direkt ernten zu wollen. Blöd nur, dass die Ernte dann sehr mäßig ausfällt.“

Unserer Nationalelf sollte nach dem mauen Luxemburg-Spiel klar sein, dass sie sich sehr viel mehr quälen müssen, wenn es eine gute WM werden soll – und es auch ertragen müssen, wenn mal jemand draufhaut ...

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