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Roter.Teufel

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Butschebuerger Buergfest
Zwei Tage Ausnahmezustand – Düdelingen taucht ab ins Mittelalter


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Freitagmittag, 12. September 2025, rue de la Chapelle in Düdelingen. Der Himmel wechselt im Minutentakt zwischen Sonne, Wind und Regen. Auf der Straße werden Kabel gezogen, Holzgestelle verschraubt, Planen gespannt. Das Handkurbelkarussell läuft im Testbetrieb, das Riesenrad dreht sich langsam in den Himmel. In Düdelingen bedeutet das vor allem eines: Das „Butschebuerger Buergfest“ steht vor der Tür.

Zum 22. Mal verwandelt sich in diesem Jahr der Düdelinger Ortsteil Budersberg in ein riesiges Mittelalterspektakel – das größte seiner Art in der Großregion. Über 90 Händler und Handwerker schlagen ihre Zelte auf, zeigen Schmiedekunst, Webereien oder filigrane Lederarbeiten. Dazu Spielleute, Gaukler, Komödianten, Schwertkämpfer, Ritterturniere, eine Feuershow und ein legendäres Nachtturnier. Jedes Jahr pilgern Tausende hierher: bei gutem Wetter bis zu 20.000 Besucher. „Das Fest steht bei vielen bereits fix im Kalender“, sagt Organisator Romain Back. „Immer am zweiten September-Wochenende, kurz bevor die Schule wieder losgeht.“
„Nach dem Fest ist vor dem Fest“

Die Organisation ist ein Mammutprojekt. „Planen tun wir das ganze Jahr über“, erzählt Romain Back, der heute Präsident des Vereins „Butschebuerger Buergfest asbl“ ist. „Nach dem Fest ist vor dem Fest. Man muss die Händler, die Künstler, die Lager rechtzeitig buchen, sonst passt das nicht mehr in deren Kalender.“

Vor Ort beginnt der Aufbau rund eine Woche vorher. Dann werden Parkplätze markiert, Stände aufgeteilt, Zelte zugewiesen. Allein für Logistik und Infrastruktur packen zwischen 30 und 50 Leute mit an – viele davon Angestellte der Gemeinde. Dazu kommen rund 20 Freiwillige auf dem Gelände. „Dass wir so viel Unterstützung von der Gemeinde bekommen, ist entscheidend. Ohne sie wäre das Fest unmöglich“, betont Back.

Leidenschaft, die wächst

Seine Rolle als Präsident hat er sich über Jahre erarbeitet. „Ich hab damals am Getränkestand ausgeholfen“, erzählt er. „Dann habe ich Stück für Stück mehr übernommen: die Wiesen organisiert, Kontakt mit der Gemeinde, irgendwann die Händler und Künstler. Heute läuft fast alles über mich.“

Warum er dabei geblieben ist? „Weil es mehr ist als ein Fest. Es ist wie eine andere Form von Wellness. Man entschleunigt. Handy weglegen, Feuer machen, kochen, Holz hacken, im Zelt schlafen. Für ein Wochenende lebt man wie früher – ohne den ganzen Stress von heute. Man lernt Leute kennen, auch aus dem Ausland, mit denen man dann zusammen im Lager lebt – mittelalterlich, für ein Wochenende oder sogar länger.“

Er beschreibt es als eine Art Ausstieg auf Zeit: „Es ist auch ein bisschen wie bei den Pfadfindern – nur eben in einem anderen Setting. Wir machen Feuer, bauen Zelte auf, kümmern uns ums Essen. Und ja, wir verkleiden uns natürlich auch.“

Mittelalter-Illusion und ihre Grenzen

Authentizität ist ein großes Thema. Plastikbecher? Tabu. Stattdessen gibt’s Tonkrüge, die das Bier länger kalt oder den Kaffee länger warm halten. Offenes Feuer? Ja, aber unter strengen Sicherheitsauflagen. „Leute fragen manchmal, ob das wirklich echtes Feuer ist. Natürlich ist es das. Aber wir müssen trotzdem Regeln einhalten, Hygienevorschriften beachten, Kühlwagen aufbauen und Feuerlöscher installieren. Ganz authentisch ist in so einem Rahmen unmöglich – aber wir verkleiden die Moderne, so gut es geht.“

Die Illusion funktioniert. Wer übers Gelände läuft, sieht Händler in historischen Kostümen, Zelte aus Holz und Stoff und vieles mehr. Dass im Hintergrund doch ein Spülwagen brummt, fällt kaum auf.

Die Aussteller kommen längst nicht nur aus Luxemburg. „Die meisten sind Deutsche“, erzählt Back, „aber wir haben auch Franzosen, Belgier, Tschechen, Ungarn, Polen. Sogar Spanier und Portugiesen waren schon hier.“ Manche verdienen ihren Lebensunterhalt damit, reisen wochenlang von Markt zu Markt. Andere sind Hobby-Handwerker, die neben ihrem Job ihre Waren verkaufen.

Neue Stände entdeckt Back oft selbst auf Auslandsreisen. „Wenn mir auf einem Mittelalterfest ein Stand gefällt, spreche ich die Leute direkt an. Meistens haben sie schon von unserem ,Buergfest‘ gehört.“

Neu bei der Auflage 2025: ein einstündiges Ritterturnier auf der unteren Wiese, professionelle Schwertkämpfer und eine neue Feuershow. „Bei Gewitter geht es nicht, aber ein bisschen Regen hält uns nicht auf.“

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